Wenn Kinder Gemüse in den Wäschekorb werfen, machen sie Geräusche für einen Film – in einem Workshop zum Kinderfilmtag lernen sie das ganz genau.
Jeder hat so etwas schon einmal im Fernsehen oder im Kino gesehen: Da stehen sich der Gute und der Böse gegenüber. Beide halten eine Pistole in der Hand. Plötzlich gibt es einen lauten Knall und einer der beiden kippt um oder rennt weg. Doch was genau ist da eigentlich passiert? Denn die beiden Menschen im Film sind ja nur Schauspieler. Und die können ja nicht wirklich aufeinander schießen – oder?
Jessica Manstetten von dem Verein „Kinoeulen“ erklärt den Kindern der Grundschule Altendorf in Essen, dass in Filmen natürlich niemand wirklich schießt. „Das Geräusch wird mit einer Möhre gemacht“, sagt sie. Dann holt Jessica aus einem Sack eine Karrotte, hält sie hoch, bittet um Ruhe und bricht die Möhre in der Mitte durch.
Marissa (10) staunt nicht schlecht. Nie im Leben wäre sie darauf gekommen, dass Möhren für die Schießgeräusche in Filmen benutzt werden. Gleich dürfen die Kinder selbst ausprobieren, wie es ist, Geräusche für einen Film zu machen. Denn zum Kinderfilmtag 2018 bieten die Kinderfilmtage Ruhr zusammen mit dem Verein Kinoeulen einen Workshop zum Thema „Postproduktion“ an. „Postproduktion ist ein anderes Wort für die Nachbearbeitung eines Films“, erläutert Jessica Manstetten. 48 Schülerinnen und Schüler laufen durch das Kino „Astra Luna“ in Essen. Dort können sie an verschiedenen Stationen selbst die Bearbeitung eines Films in die Hand nehmen.
Sandwüsten sind gelb
Marissa darf jetzt zusammen mit acht anderen Mädchen möglichst realistische Geräusche machen. Zwei Mädchen werfen dafür Kartoffeln und Zwiebeln in einen Wäschekorb: herabfallende Steine sollen in etwa so klingen. Eine andere lässt Reis in einer Schüssel rhythmisch kreisen. Zwischendurch pustet Marissa in eine Blockflöte oder lässt Luft aus einem Ballon entweichen, die Öffnung fest zusammengedrückt und in die Breite gezogen – eine fahrende und zwischendurch hupende Eisenbahn könnte sich so anhören.
In der Zwischenzeit liegt Mats (9) auf der Treppe im Flur und malt mit Wachsmalstiften auf einem ausgedruckten Papier eine Wüstenlandschaft aus. „Das Thema der Station ist Farbe“, erklärt Edwin Hütapea, der bei dem Workshop hilft. Farbe sei wichtig für einen Film, um die Stimmung festzuhalten, gerade dann, wenn noch gar nichts zu hören ist. „Sie machen das gut und haben auch ein Gefühl für die richtigen Farben“, meint er. Mats erklärt aber, er male die Wüste gelb, „weil es Sand ist“. Und Sandwüsten seien nun einmal gelb. Fast alle Kinder malen das Bild in den gleichen Farben.
Viel Arbeit nach dem Dreh
Parallel kommen aus einem hinteren Saal Geräusche einer wilden Unterhaltung. Die Schülergruppe soll ein Filmstück synchronisieren. Dafür lesen sie den Text mehrmals, treten dann ans Mikro und müssen sprechen, während die Szenen laufen. „Das ist gar nicht so leicht“, meint eine Schülerin. Als die Dreiergruppe mit ihrem Text fertig ist, läuft der Film noch. Die Kinder waren zu schnell. Zum Glück dürfen sie das aber noch einmal probieren. Ganz schön viel Arbeit so ein Film. „Die Postproduktion ist eine der wichtigsten Aufgaben beim Filmemachen“, erklärt Jessica von der Geräuschestation. „Sonst hätten wir ja nur ganz viele ungeordnete Aufnahmen. Die müssen alle in eine Reihenfolge gebracht und richtig inszeniert werden“, erklärt die Expertin. Wie Filmszenen in die richtige Reihenfolge gebracht werden können, probieren die Kinder an der Schnittstation aus. Sie müssen dabei viele Comicschnipsel in einer sinnvollen Reihenfolge aufkleben. Am Ende soll ein verständlicher Comic daraus werden. Die meisten Grundschüler schaffen das gut. Manche kleben sogar die Reihenfolge des Originalcomics auf. So wird aus vielen Aufnahmen in der Postproduktion ein geordneter Film.
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