Recklinghausen. Die ersten Ruhrfestspiele, die wieder ohne Corona-Beschränkungen auskamen, waren "ausgesprochen politisch". Wieso es 2024 eher sportlich wird.
Die Ruhrfestspiele haben nach dem vollständigen Wegfall der Corona-Beschränkungen in diesem Jahr wieder deutlich mehr Publikum angezogen. Gut 50.000 Besucher kamen zu dem Theater-, Musik- und Tanzfestival ins Ruhrgebiet, das am Sonntag, 11. Juni, mit einem Programm rund um das Festspielhaus in Recklinghausen zu Ende geht. Die Besucherzahl entspricht nach Angaben der Festspiele einer Auslastung von 83 Prozent. Im Vorjahr, als noch Maskenpflicht galt, hatte die Auslastung unter 80 Prozent gelegen.
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„Ich bin sehr zufrieden“, sagte Intendant Olaf Kröck der dpa. „Diese Zahlenmagie kann künstlerisch auch ein Bremser sein, aber es ist wichtig, dass unsere Veranstaltungen besucht und gesehen werden.“
Zu Gast waren in diesem Jahr auch Stars ihres Fachs wie die Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk, der vielfach preisgekrönte englische Schauspieler und Regisseur Simon McBurney und der Musiker Volker Bertelmann alias Hauschka, der für seine Musik zum Kriegsfilm „Im Westen nichts Neues“ einen Oscar bekommen hatte.
Hanau und Tibet bei den Ruhrfestspielen
Das Programm sei 2023 ausgesprochen politisch gewesen, sagte Kröck - etwa mit der Uraufführung des dokumentarischen Theaterstücks „And now Hanau“ über den rassistischen Anschlag von 2020 und dem Stück „Pah-Lak“ zum gewaltlosen Kampf der Tibeter um ihre Kultur und Identität.
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Nach beiden Inszenierungen habe das Publikum sich intensiv an Podiumsdiskussionen zum Thema beteiligt - nach der Hanau-Inszenierung sogar in Anwesenheit von Opfervertretern. „Es wurde diskutiert, es gab etwas zu essen und zu trinken und irgendwann wurde auch miteinander gelacht.“
Ruhrfestspiele 2024 widmen sich der Fußball-EM
Für die nächste Festspielsaison will Kröck diese Mischung aus „Debatte auch der Schmerzpunkte und trotzdem einer lustvollen Atmosphäre“ wiederholen. Ein Thema werde dabei die Fußball-Europameisterschaft sein, die 2024 in Deutschland stattfindet, kündigte er an. Details könne er dazu noch nicht nennen, Gespräche liefen.
Das vom DGB mitgetragene Festival in den Theatern von Recklinghausen und Marl und einstigen Industriestätten beginnt traditionell mit einem „Kulturvolksfest“ am 1. Mai, dem Tag der Arbeit. Der Etat beträgt rund 6,5 Millionen Euro, knapp ein Sechstel hat das Festival durch Kartenerlöse nach Kröcks Worten in diesem Jahr selbst erwirtschaftet. (dpa)
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