Auf Flügen muss das Handy bei Start und Landung in den Flugmodus. Doch warum eigentlich? Was "Air Rage" mit dem Flugmodus zu tun hat.
Bei jedem Start und jeder Landung eines Flugzeugs hören die Passagiere auf dem Weg in den Urlaub die gleiche Anweisung: "Bitte bringen Sie ihre elektronischen Geräte in den Flugmodus." Die meisten Fluggäste folgen dieser Aufforderung. Doch in einem Flugzeug sitzen 200 und mehr Passagiere. Befindet sich der Flug in Gefahr, wenn schon eine Person auf dem Handy nicht den Flugmodus einschaltet?
Viele vermuten, dass Smartphones und Tablets die technischen Geräte an Bord stören könnten und deshalb bei Start und Landung oder während des ganzen Fluges im Flugmodus bleiben müssen. Für lange Zeit war das auch der Hauptgrund. Doch mit fortgeschrittener Technologie gebe es andere kuriose Gründe, die den Flugmodus nötig machen, erklärt Doug Drury, Professor für Luftfahrt an der Central Queensland University, in einem Beitrag für "The Conversation".
Erstens sei die Auslastung der Mobilfunknetze am Boden ein entscheidender Faktor, warum Fluglinien immer noch auf den Flugmodus setzen. Zweitens seien Passagiere, die sich am Telefon oder im Video-Call befinden, ein besonderes Ärgernis für die Flugbegleiter.
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Flugreisen in Deutschland: 155 Millionen Fluggäste allein 2022
Vor einigen Jahrzehnten war das noch anders: Zu Beginn der Radiotechnik an Bord von Flugzeugen in den 20er Jahren gab es durchaus Probleme. Die Frequenzen an Bord überschnitten sich und es gab Störungen mit der für die Piloten überlebenswichtigen Bordkommunikation, erklärt Drury.
Während die Technik immer weiterentwickelt wurde und Frequenzen irgendwann keine Rolle mehr spielten, wurde ein anderer Umstand wichtiger: Die Zahl der Fluggäste im Himmel – denn die stieg immer weiter an. Allein in Deutschland flogen 2022 laut Statistischem Bundesamt 155 Millionen Menschen mit dem Flugzeug – und damit sind die Zahlen vor der Corona-Pandemie immer noch nicht erreicht. Das könne eine große Belastung für das Mobilfunknetz am Boden sein, so Drury. Wie das?
Verschiedene Sendemäste decken einen Bereich des Mobilfunknetzes ab. Wenn mehrere Flugzeuge mit über 200 Passagieren von einem Sendemastgebiet in das nächste fliegen, könnten die vielen Handys, die sich nicht im Flugmodus befinden, die Stabilität des Netzes stören, erläutert Drury. Bei Bus und Bahn sei das zwar auch der Fall, allerdings sind die wesentlich langsamer und linken sich nicht abrupt in das nächste Sendegebiet ein. Und auch bei der neuen 5G-Technologie gibt es Bedenken, dass sie unabsehbare Probleme bereiten könnte.
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W-lan im Flugzeug: Stresstest für die Flugbegleiter
Der zweite Hauptgrund ist simpel: Ordnung und Sicherheit. In einer modernen Fluglinie wird eigentlich nichts dem Zufall überlassen. Alles ist aufeinander abgestimmt: Das Essen, das Personal und die Zahl der Passagiere. Und genau das könnte mit einer konstanten Internetverbindung der Fluggäste durcheinander geraten.
So erzählt der Experte für Flugverkehr Doug Drury von Gesprächen mit Flugbegleitern, die von einem ähnlichen Problem berichten: Passagiere, die nicht ansprechbar sind, weil sie sich in einem digitalen Gespräch befinden. Die Zeit, die es bräuchte, die Passagiere zum Auflegen des Zoom-Calls oder Telefonats zu bewegen, habe das Flugpersonal nicht. Trotzdem bieten einige Fluglinien bereits W-lan an Bord an.
Bei Hunderten Fluggästen könnten so laut Drury große Verzögerungen zustande kommen. Außerdem könne das Unterbrechen von Gesprächen ein weiterer Trigger für aggressives Verhalten im Flugzeug sein, sogenannte "Air rage", mit der Fluglinien zunehmend zu kämpfen haben. Dabei geraten Flugpassagiere mit dem Personal oder anderen Fluggästen in heftigen Streit und zwingen damit teilweise das Flugzeug sogar zur Landung. (os) Lesen Sie auch: Polarlichter: Pilot fliegt Umweg - wegen der Aussicht
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