Taliban-Regime

Afghanistan versinkt im Dunkeln

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Jan Jessen kommentiert

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Foto: Anna Stais / FUNKE Foto Services

Mit der ausbleibenden Anerkennung und Unterstützung der Welt setzen sich die Hardliner unter den Taliban durch.

Afghanistan versinkt im Dunkeln. Der mediale Fokus und die Außenpolitik haben sich längst anderen Konfliktregionen zugewandt, es ist, als wolle insbesondere der Westen sein Versagen verdrängen. Ab und an tauchen Nachrichten auf, die einen Eindruck von der katastrophalen Lage im Land vermitteln.

Immer wieder mahnen Hilfsorganisationen, dass Millionen Menschen am Hindukusch von einer akuten Lebensmittelknappheit bedroht sind. Ende September sterben bei einem Anschlag auf eine Bildungseinrichtung in Kabul über 50 junge Menschen, die dort ihre Aufnahmeprüfung für die Universität ablegen; die meisten der Toten sind Frauen. Verantwortlich für den Massenmord sind die Fanatiker des sogenannten „Islamischen Staates“, die noch radikaler als die Taliban und mit ihnen verfeindet sind.

Jetzt schließen die Taliban Frauen vom Besuch der Universitäten aus, ein Schritt, der von Beobachtern schon seit längerem befürchtet wurde. Als die Taliban im August 2021 die vom Westen unterstützte Regierung stürzten, schien es, als könnten sich Kräfte unter ihnen durchsetzen, die nicht die Verhältnisse der ersten Regime-Zeit zwischen 1996 und 2001 wiederbeleben wollen; in der Erwartung, die Welt werde sie anerkennen und unterstützen, wenn sie sich moderat gäben. Mit der ausbleibenden Anerkennung setzen sich die Hardliner durch.

In den vergangenen Wochen wird das Regime brutaler. Menschen aus Afghanistan schicken Videos von Auspeitschungen, es gibt erste Berichte von öffentlich durchgeführten Exekutionen und von jungen Frauen, die nach ihrer Verbannung aus den Universitäten Suizid begangen haben. Selbst Katar, das enge Verbindungen zu den Taliban unterhält, kritisiert das neue Vorgehen der Verbündeten scharf. Ob das hilft, die Taliban in die Schranken zu weisen, ist ungewiss. Eines ist sicher: Die Menschen in Afghanistan brauchen dringend Hilfe.

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