Kommentar

Ukraine-Krieg: Blinder Hass versperrt alle Auswege

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Foto: Jan Jessen / funkegrafik nrw

Der Ukraine-Krieg polarisiert wie kein anderer Konflikt der vergangenen Jahrzehnte. Getrieben wird das durch die Macht der Bilder.

Der Krieg in der Ukraine, diese mörderische Ausweitung des bewaffneten Konflikts, der dort seit 2014 im Osten geherrscht hat, tobt jetzt schon zwei Monate. Seit dem Beginn des russischen Überfalls sind Tausende Menschen getötet worden. Millionen sind auf der Flucht. Städte liegen in Trümmern. Ein Ende ist nicht abzusehen. Die russische Armee formiert sich nach ihren schweren Verlusten neu und bereitet einen Zangenangriff Richtung Donbass vor.

Die Menschen in der Ukraine leisten weiter erbittert Widerstand gegen die Invasoren als Soldaten, als freiwillige Helfer, als Mediziner. Russland kann diesen Krieg angesichts dieser Entschlossenheit nicht gewinnen. Aber das Gemetzel kann noch Monate dauern.

Krieg polarisiert auf beispiellose Weise

Dieser Krieg ist anders als die Kriege der vergangenen Jahrzehnte. Zwei hoch aufgerüstete Länder kämpfen mitten in Europa gegeneinander, was das gigantische Ausmaß der Zerstörung in so kurzer Zeit erklärt. Das Grauen wird im Sekundentakt in den sozialen Medien mit Bildern und Videos dokumentiert. Information und Desinformation sind oft so eng miteinander verknäuelt, dass es aufwändiger denn je ist, die Wahrheit herauszufiltern.

Gleichzeitig polarisiert dieser Krieg auf beispiellose Weise. Wer Grautöne ausleuchten will, ist sofort dem Vorwurf ausgesetzt, Propagandist der einen oder anderen Seite zu sein. Die fürchterlichen Kriegsbilder und ihre jeweilige Einordnung vertiefen Fassungslosigkeit und vergrößern in der Folge die Wut auf beiden Seiten. Wenn ein ukrainischer Diplomat sagt: „Alle Russen sind jetzt unsere Feinde“, dann mag das angesichts der monströsen Barbarei in der Ukraine nachvollziehbar sein, es ist aber trotzdem grundfalsch, schon weil es russische Menschen gibt, die sich mutig gegen diesen Krieg aussprechen.

Wenn der Hass blind wird, gibt es keine Auswege mehr, sondern nur noch den Kampf bis zur totalen Vernichtung des Gegners. Es wäre wünschenswert, dass zumindest die nicht-ukrainischen und nicht-russischen Menschen, die diesen Krieg vom warmen Wohnzimmer aus verfolgen und kommentieren, sich nicht in diese Hass-Spirale ziehen lassen.

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