Die israelische Armee belagert das größte Krankenhaus von Gaza und liefert damit die Bilder, die die Hamas für ihre Propaganda braucht.
Die israelische Armee belagert das Schifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt, Soldaten sind bereits in Teile des Gebäudekomplexes eingedrungen. Nie zuvor bei den bisherigen Militäroperationen im Gaza-Streifen haben die Israelis das zentrale Krankenhaus Gazas angegriffen. Im Kampf um die moralische Deutungshoheit, der mit Bildern und Videos ausgefochten wird, können die israelischen Streitkräfte nur verlieren. Angriffe auf Krankenhäuser verbietet – prinzipiell – nicht nur das Kriegsvölkerrecht, sondern auch der gesunde Menschenverstand.
Israel wird in den kommenden Tagen unter immer größeren internationalen Druck geraten. Auch aus den USA, dem wichtigsten Bündnispartner, wo Präsident Joe Biden im Wahlkampf Rücksicht auf die Befindlichkeiten der Basis seiner Demokraten und sein Wählerpotenzial nehmen muss. Die Hamas weiß das. Es ist Teil ihres militärischen Kalküls. Für die Terror-Organisation ist jeder tote Zivilist, jedes Bild von einem Einschlag in einem Krankenhaus ein Propaganda-Erfolg. Würden den Hamas-Kommandeuren die Leben der palästinensischen Zivilisten irgendetwas bedeuten, würden sie ihren Kämpfern befehlen, sich in einer offenen Feldschlacht zu stellen oder sich zu ergeben. Stattdessen lassen sie ihre Männer aus den Tunnelsystemen heraus angreifen, die auch unter Einrichtungen wie dem Schifa-Krankenhaus verlaufen.
Um die Hamas endgültig zu besiegen und damit die Terror-Angriffe aus dem Gaza-Streifen heraus zu beenden, müssen die israelischen Streitkräfte auch Ziele ins Visier nehmen, die in herkömmlichen Kriegen ein Tabu sind. Wenn Kombattanten aus ziviler Infrastruktur heraus operieren, sind solche Angriffe kriegsvölkerrechtlich legitim. Es ist eine absurde Situation: Israel als das Opfer eines beispiellosen Terror-Angriffs muss beweisen, dass es sich an die Regeln eines Krieges hält, der dem Land von der Hamas aufgezwungen wurde.
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