Es hilft im Ukrainekonflikt nicht weiter, wenn die Tonlage immer schriller wird. Und Kanzler Scholz weiß: Es geht den USA auch ums Geschäft!
Warum eigentlich soll der Bundeskanzler energisch das Wort „Nord Stream“ nachplappern, nur weil der US-Präsident oder fast alle deutschen Medien es von ihm verlangen? Warum soll Scholz Waffenlieferungen Richtung Kiew anordnen, nur weil der ukrainische Botschafter das immer wieder in Talkshows fordert? Was soll dieser Überbietungswettbewerb in knallharten Forderungen?
Natürlich sind Putins Soldaten eine ernste Bedrohung für seine Nachbarländer. Und seine Forderung nach einer Revision der Grenzen und Einflussbereiche gehört entschieden zurückgewiesen.
Die Botschaft sollte angekommen sein
Seit Wochen spricht der sogenannte Westen hier mit einer deutlichen Sprache: Sollte der russische Präsident seine Truppen über die ukrainische Grenze befehligen, dann wird er energische Antworten spüren. Und zwar wirtschaftliche, keine militärischen. Dass das so ist, wurde inzwischen zigfach betont und wiederholt. Die Botschaft sollte längst angekommen sein.
Natürlich darf im Falle des Falles auch Nord Stream 2 kein Gas liefern. Doch weil unser Land nicht nur Erdgas, sondern auch jede Menge Öl und Kohle aus Russland bezieht, braucht es eine nationale Strategie, wo Deutschlands fossile Brennstoffe dann herkommen sollen. Und da sind wir wieder bei den USA, die schon seit langem ihr Öl anbieten. Es gibt also auch gehörige wirtschaftliche Interessen, wenn es gegen die deutsch-russischen Lieferverträge geht.
Besondere historische Beziehung
Es hilft in dem Konflikt nicht weiter, wenn die Tonlage von Tag zu Tag schriller wird. Der Westen spricht längst abgestimmt. Doch wenn es hier und da unterschiedliche Nuancen (wie bei Scholz) gibt, dann ist das für eine Verhandlungsstrategie sicher nicht schlecht. Zumal Deutschland eine ganz besondere historische Beziehung zu Russland und der Ukraine hat, die es ansonsten in keinem anderen westlichen Land gibt.
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