Kommentar

Scholz in Moskau: Politik muss Hoffnungsfaden weiterspinnen

NRZ-Kommentar_Manfred Lachniet

NRZ-Kommentar_Manfred Lachniet

Foto: Manfred Laschniet / funkegrafiik nrw

In der Ukraine-Krise gibt es erste Entspannungssignale. Das unaufgeregte Vorgehen von Kanzler Scholz könnte dazu beigetragen haben.

Es wäre vermessen und naiv zu glauben, dass der Besuch von Bundeskanzler Scholz bei Putin die leichten Rückzugsbewegungen der russischen Truppen ausgelöst hätte. Natürlich ist der Konflikt noch lange nicht gelöst. Dennoch ist hervorzuheben, dass die unaufgeregte Vorgehensweise von Olaf Scholz eher zu einer friedlichen Lösung beitragen kann als das permanente Ausstoßen von Drohungen oder das Ankündigen eines Kriegsbeginns.

Viele Politiker und Medien beteiligen sich seit Wochen an diesem Säbelrasseln. Über die Gründe für diesen unverantwortlichen Umgang mit dem Thema Krieg und Frieden lässt sich nur schwer spekulieren. Vermutlich ist es so, dass viele Beteiligte wohl schon lange keine Geschichtsbücher mehr gelesen haben. Und sie kennen das Wort von Helmut Schmidt nicht mehr, der einst sagte: „Lieber hundert Stunden umsonst verhandeln als eine Minute zu schießen.“

Keine Lösung ohne Putin

Dass die Ukraine nun erste Signale aussendet, nicht mehr auf einer Mitgliedschaft in der Nato zu bestehen, könnte die Krise beruhigen. Nun kommt es darauf an, diesen dünnen Faden weiterzuspinnen. Am Ende wird man mit Putin ein Ergebnis erzielen müssen, damit er einigermaßen gesichtswahrend aus der Auseinandersetzung hervorgehen kann.

So ein Entgegenkommen dürfte manch einer der Falken in den USA oder hierzulande wohl als furchtsam oder ergeben bezeichnen. Doch ohne Putin und seine Belange wirklich ernst zu nehmen, wird es keine Lösung geben. Und das hat nichts damit zu tun, dass er unbestritten ein übler Despot und Hasardeur ist.

Es geht darum, dass Europa und Russland wieder enger aneinanderrücken. Deutschland kommt hier aufgrund seiner historischen Verantwortung eine besondere Rolle zu. Scholz drückt diese Ausgangslage derzeit am besten aus.

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