Im Irak droht sich die angespannte politische Lage in einen Bürgerkrieg zu entladen. Das Nachbarland Iran befeuert den Konflikt.
Im Irak droht die angespannte politische Lage zu einem innerschiitischen Bürgerkrieg zu eskalieren. Anhänger des Schiitenpredigers und Milizenführers Muqtada as-Sadr und proiranische Milizen liefern sich in und an der sogenannten Grünen Zone in der Hauptstadt Bagdad Gefechte mit automatischen Waffen und Panzerfäusten, das schwer gesicherte Regierungsviertel liegt unter Raketenbeschuss. Vor der aktuellen Eskalation hatte as-Sadr seinen Rückzug aus der Politik erklärt.
Seit den Parlamentswahlen vor zehn Monaten herrscht im Irak einmal mehr politisches Chaos. Die irakischen Bürger sind ohnehin wütend auf die politische Klasse, weil die unfassbare Korruption das Land zerfrisst. Jetzt scheint die Geduld vieler am Ende zu sein. Die Wahlen hatte eigentlich as-Sadrs Bewegung gewonnen. Jedoch hatte sie nicht die Zweidrittelmehrheit erreichen können, die es braucht, um einen Präsidenten zu bestimmen, der wiederum den Premier und die neue Regierung einsetzt.
Im Kern ringen zwei schiitische Fraktionen miteinander. Die Bewegung von as-Sadr, der sich als irakischer Nationalist gibt und den iranischen Einfluss im Land ablehnt, und die proiranische Fraktion um Ex-Premier Nuri al-Maliki, der das Land bereits zwischen 2006 und 2014 ins politische Chaos gestürzt hatte und wegen seiner harten Politik gegenüber den irakischen Sunniten als ein Wegbereiter des „Islamischen Staats“ gilt.
Das Nachbarland Iran befeuert die Auseinandersetzungen, weil es befürchtet, seinen Einfluss auf den Irak zu verlieren, der Teheran nicht nur geopolitische Vorteile bringt – über den Irak können Verbündete in Syrien und im Libanon mit Waffen versorgt werden –, sondern auch Milliardenprofite durch umgeleitete irakische Öleinnahmen. Bislang verhallen alle Appelle der internationalen Gemeinschaft zu Mäßigung ungehört.
Dem Irak könnten schlimme Tage bevorstehen.
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Meinung