Krankenhäuser

Lauterbach plant eine Reform, keine Revolution

Foto: Jan Jessen / funkegrafik nrw

Die Pläne zur Krankenhausreform lösen nicht die drängendsten Probleme. Sie sind aber ein erster guter Ansatz

Karl Lauterbach, der ja generell bekannt dafür ist, Probleme nicht nur zu benennen, sondern sie auch auf die höchstmöglichen sprachlichen Podeste zu stellen, will keine Krankenhausreform, er plant nach eigenem Bekunden eine Revolution. Nun ja.

Das Maßnahmenpaket seiner Expertenkommission, das er nun vorgestellt hat, löscht keinesfalls die schlimmsten Brände in der Krankenhauslandschaft, die da wären: ein eklatanter Personalmangel besonders in der Pflege, weil die Arbeitsbedingungen brutal, die Bürokratie überbordend und die Entlohnung zu spärlich sind. Und: Es ist zudem einfach zu wenig Geld in einem System, das eine zunehmend ältere und entsprechend krankheitsanfällige Gesellschaft nach den neuesten medizinischen Standards versorgen muss und will.

Jedoch finden sich in der Reform, bei dieser Bezeichnung sollte man es belassen, durchaus positive Ansätze. Die Fallpauschalen sollen modifiziert werden. Sie stehen zu Recht in der Kritik, weil sie die Versorgung von Kranken zu wirtschaftlichen Vorgängen haben verkommen lassen.

Mehr Kranke bedeutet im aktuellen System mehr Geld. Das führt zu hinreichend dokumentierten systematischen Perversionen wie unnötigen Operationen an Knien und Hüften, die nicht aus medizinischen Gründen durchgeführt werden, sondern um Kasse zu machen. Jetzt sollen die Krankenhäuser auch Geld für das Vorhalten von freien Betten bekommen, womit der Behandlungsdruck sinkt. Eine richtige Weichenstellung.

Auch die Idee, Krankenhäuser, anstatt sie zu schließen, in interdisziplinäre Zentren umzuwandeln, in denen vermehrt ambulante Eingriffe durchgeführt werden, ist sinnvoll. Es braucht weiterhin Häuser in der Nahversorgung. Anstatt das Kliniksterben zu beschleunigen, wie es Lauterbach noch vor neun Jahren propagiert hat, hat er jetzt eine Reform vorgestellt, die Standorte sichern könnte. Immerhin.

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