Liverpool. Die schwedische Favoritin Loreen hat bereits den Vorentscheid in ihrer Heimat gewonnen. Nun strebt sie das ESC-Finale in Liverpool an.
- Die Sängerin Loreen ist bereits 2011 und 2017 im Halbfinale des Eurovision Song Contest ausgeschieden
- Dennoch gilt Loreen nach ihrem Sieg beim Eurovision Song Contest 2012 als schwedische Favoritin für den ESC
- Loreens Song "Tattoo" besticht durch eine einzigartige Inszenierung und fesselnde Präsenz, auch wenn er vielleicht nicht die Popularität ihres früheren Hits "Euphoria" erreichen wird
Beim "Melodifestivalen", dem schwedischen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest, gab es 2023 keine Überraschungen: Schon vor Beginn der insgesamt fünf Shows galt die Sängerin Loreen als Favoritin. Kein Wunder, schließlich hat sie den ESC 2012 mit "Euphoria" schon einmal gewonnen. Und am Ende triumphierte sie dann tatsächlich haushoch. Führt sie Schweden 2023 erneut zum Sieg?
Schweden beim ESC 2023: Loreen ist zurück – und dürfte wieder ganz vorne mitspielen
Für Loreen ist der Eurovision Song Contest 2023 die große Rückkehr. 2012 ging sie in Aserbaidschan an den Start, galt schnell als Favoritin und holte schließlich auch den Titel. 2023 könnte sich das wiederholen: Den Buchmachern, die das ESC-Ergebnis in der Vergangenheit oft erstaunlich genau vorhergesagt haben, zufolge hat kein Act größere Chancen auf den Sieg in Liverpool.
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Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt: In ihrer ESC-Karriere hatte Loreen durchaus auch schon mit Rückschlägen zu kämpfen. Beim "Melodifestivalen" 2011 schaffte sie es ins Halbfinale, schied dort aber aus. 2017, fünf Jahre nach ihrem ESC-Sieg, kehrte sie zum Vorentscheid zurück und erreichte erneut nur das Halbfinale – für eine ehemalige ESC-Gewinnerin eine kleine Blamage. Lesen Sie auch: Alle ESC-Gewinner im Überblick
Doch nun ist Loreen wieder da. Und wie: Beim "Melodifestivalen" überzeugte sie sowohl die Jury als auch das Publikum, holte 177 Punkte und damit stolze 39 mehr als die Zweitplatzierten Marcus & Martinus. Im schwedischen Vorentscheid ist das eine Hausnummer: Die fünf Shows, in denen das Land seinen ESC-Act sucht, sind quasi ein kleiner Song Contest. Mit nahezu allen Beiträgen im Finale hätte Schweden stolz zum ESC fahren können. Ein Niveau, von dem viele andere Länder nur träumen können.
Gleichzeitig fehlt es den schwedischen ESC-Titeln oft an Individualität. Sie sind hochwertig produzierte, massentaugliche Musikstücke – gut und gefällig. Doch sie sind oft auch glatt, sagen aber wenig über das Land oder die Künstler aus und haben quasi nie eine Botschaft. Loreen glich diesen Mangel an Inhalt vor ihrem ESC-Sieg 2012 eindrucksvoll aus: Vor dem Song Contest äußerte sie sich öffentlich zur Menschenrechtslage im Gastgeberland Aserbaidschan und traf sich mit Oppositionellen. Neben der deutschen "Punktefee" Anke Engelke war sie damit eine der wenigen Beteiligten, die die politische Situation im Land offen ansprach.
Schweden beim ESC 2023: Mit "Tattoo" wird die "wilde Waldfee" zur "Königin der Wüste"
2012 gab die Presse Loreen den Spitznamen "wilde Waldfee". Beim ESC 2023 geht sie eher als "Königin der Wüste" ins Rennen. Wie eine solche wirkte sie zumindest beim Vorentscheid, als sie allein auf der in Sandtönen gehaltenen Bühne stand – von Nebel umgeben und mit fast gefährlich langen Fingernägeln und strähnenweise beinahe bodenlangem Haar. Immer wieder verschwand sie im Nebel, während sie "Tattoo" sang. Fast so, als würde sie gegen einen Sandsturm kämpfen. Auch interessant: ESC 2023 – Diese Länder sind dabei
Loreen lag zu Beginn des Auftritts auf der Bühne, über ihr eine große LED-Plattform, die sich nach unten und oben bewegen ließ. Ob dieses besondere Bühnenbild auch in Liverpool umgesetzt werden kann, ist noch offen. Der Grund: Die schwebende Plattform ist rund 1,8 Tonnen schwer. Für die Bühne beim ESC und vor allem für den dort nötigen, schnellen Umbau könnte das zu schwer sein.
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Tatsächlich ist es jedoch eben dieses Staging, dass "Tattoo" so besonders macht. Der Song selbst ist gut – kann aber nicht mit "Euphoria", dass mehrfach zum beliebtesten ESC-Beitrag aller Zeiten gewählt wurde, mithalten. Von der Konkurrenz in Liverpool hebt es sich trotzdem ab, dafür sorgt Loreen mit ihrer ganz besonderen Ausstrahlung, die sie stets etwas mystisch erscheinen lässt. Die Chancen, dass es am 13. Mai oft heißt "Sweden 12 Points", dürften also gut stehen.
Loreen mit "Tattoo": Der schwedische ESC-Beitrag im Video
So erfolgreich war Schweden zuletzt beim Eurovision Song Contest
Schweden liegt mit bisher sechs Siegen auf Platz zwei der erfolgreichsten ESC-Länder. Sollte sich Loreen 2023 erneut die Krone holen, würde das Land mit dem derzeitigen "Tabellenführer" Irland gleichziehen. Der große Unterschied: Der letzte irische Sieg liegt viele Jahre zurück. Schweden sicherte sich allein in den vergangenen 15 Jahren zweimal den Titel – und lag oft nur wenige Plätze dahinter.
Jahr | Act | Titel | Platz |
2017 | Robin Bentsson | "I Can't Go On" | 5 |
2018 | Benjamin Ingrosso | "Dance You Off" | 7 |
2019 | John Lundvik | "Too Late For Love" | 5 |
2021 | Tusse | "Voices" | 14 |
2022 | Cornelia Jacobs | "Hold Me Closer" | 4 |
Eurovision Song Contest 2023: Das sind die ESC-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer
- Albanien: Albina & Familja Kelmendi – "Duje"
- Armenien: Brunette – "Future Lover"
- Aserbaidschan: TuralTuranX – "Tell Me More" (ausgeschieden)
- Australien: Voyager – "Promise"
- Belgien: Gustaph – "Because Of You"
- Dänemark: Reiley – "Breaking My Heart" (ausgeschieden)
- Deutschland: Lord of The Lost – "Blood And Glitter"
- Estland: Alika – "Bridges"
- Finnland: Käärijä – "Cha Cha Cha"
- Frankreich: La Zarra – "Évidemment"
- Georgien: Iru Khechanovi – "Echo" (ausgeschieden)
- Griechenland: Victor Vernicos – "What They Say" (ausgeschieden)
- Italien: Marco Mengoni – "Due vite"
- Irland: Wild Youth – "We Are One" (ausgeschieden)
- Island: Diljá – "Power" (ausgeschieden)
- Israel: Noa Kirel – "Unicorn"
- Kroatien: Let 3 – "Mama ŠČ!"
- Lettland: Sudden Lights – "Aijā" (ausgeschieden)
- Litauen: Monika Linkytė – "Stay"
- Malta: The Busker – "Dance (Our Own Party)" (ausgeschieden)
- Moldau: Pasha Parfeni – "Soarele și luna"
- Niederlande: Mia Nicolai & Dion Cooper – "Burning Daylight" (ausgeschieden)
- Norwegen: Alessandra – "Queen Of Kings"
- Österreich: Teya & Salena – "Who the hell is Edgar?"
- Polen: Blanka – "Solo"
- Portugal: Mimicat – "Ai Coração"
- Rumänien: Theodor Andrei – "D.G.T. (Off And On)" (ausgeschieden)
- San Marino: Piqued Jacks – "Like An Animal" (ausgeschieden)
- Schweden: Loreen – "Tattoo"
- Schweiz: Remo Forrer – "Watergun"
- Serbien: Luke Black – "Samo mi se spava"
- Slowenien: Joker Out – "Carpe Diem"
- Spanien: Blanca Paloma – "Eaea"
- Tschechien: Vesna – "My Sister's Crown"
- Ukraine: Tvorchi – "Heart Of Steel"
- Vereinigtes Königreich: Mae Muller – "I Wrote A Song"
- Zypern: Andrew Lambrou – "Break A Broken Heart"
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