Berlin. Russische Hacker sollen dahinter stecken: Hunderte Falschmeldungen sind im Umlauf, darunter auch Gerüchte über eine radioaktive Wolke.
Das französische Außenministerium hat eine russische Propaganda-Offensive entlarvt. Mit dem Ziel, den Rückhalt für die Ukraine zu schwächen, klonten russische Hacker offenbar die Websites zahlreicher internationaler Medien. Besonders prominent platzierten die Propagandisten einen Artikel, demzufolge eine radioaktive Wolke auf dem Weg nach Frankreich sei. Insgesamt identifizierte Frankreichs digitaler Abschirmdienst 355 gefälschte Domains.
"Hybride Kriegsführung": Frankreich deckt russische Hacker-Kampagne auf
Medien aus zehn verschiedenen Ländern wurden demnach von der Kampagne für Fake News kopiert, wie die britische "Times" berichtet. Neben französischen Publikationen seien auch deutsche, US-amerikanische und arabische Nachrichtenkanäle gefälscht und gezielt online platziert worden, wie Frankreichs Außenministerin Catherine Colonna bekannt gab. Der digitale Abschirmdienst Vignium identifizierte hunderte Fake News, die dem russischen Propaganda-Apparat und letztlich Russlands Machthaber Wladimir Putin zugerechnet werden. Die französische Außenministerin warf dem Kreml "hybride Kriegsführung" vor.
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Der Angriff zielte darauf ab, die öffentliche Meinung in mehreren Ländern des Westens sowie im arabischen Raum gegen die Ukraine aufzustacheln. Hoffnung des Kremls war, den Rückhalt des Westens für Selenskyj gegen Russlands Invasion zu unterlaufen. Im Zentrum der Desinformationskampagne war eine erfundene radioaktive Wolke, die von Osteuropa auf Frankreich zudriftete. Fingierte Artikel von "Le Monde", "Le Figaro" und "Le Parisien" berichteten demnach, dass uranhaltige Munition aus britischer Produktion für die heraufziehende Katastrophe verantwortlich sei.
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Internationale Fake News auf allen Kanälen: Barbaren, Nazis, Nutzlose Sanktionen
Zuvor hatten russische Hacker die Website des französischen Außenministeriums dupliziert und darauf Falschnachrichten über die Einführung einer Kriegssteuer verbreitet. Paris erklärte, Ziel der Desinformationskampagne sei, die europäische Öffentlichkeit glauben zu machen, dass die Sanktionen gegen Russland nutzlos seien und dass ukrainische Flüchtlinge Europas Demokratien destabilisierten. Außerdem wurde Putins Narrativ von barbarischen Kriegspraktiken und vermeintlichen Nazis in der ukrainischen Führung verbreitet.
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Um die Glaubwürdigkeit der gefälschten Artikel zu erhöhen, waren sogar Verlinkungen im Text zu finden, die auf die echte Website verwiesen. Auf Twitter und Facebook verbreiteten zudem zahlreiche Bots die Artikel. Colonna kritisierte Russland scharf für die Kampagne: "Frankreich verurteilt diese Aktionen, die eines permanenten Mitglieds des UN-Sicherheitsrats unwürdig sind."
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