LGBTQ-Rechte

Comedian schreddert „Geldscheine“ und düpiert David Beckham

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Der britische Comedian Joe Lycett hat vermeintliche 10.000 Pfund geschreddert. Inzwischen hat er die Aktion aufgelöst.

Der britische Comedian Joe Lycett hat vermeintliche 10.000 Pfund geschreddert. Inzwischen hat er die Aktion aufgelöst.

Foto: benderslikebeckhamdotcom / Vimeo (Screenshot)

Essen.  David Beckham solle seinen Werbe-Deal mit Katar zu beenden. Andernfalls würde der Comedian Joe Lycett Geld vernichten. Was dahinter steckte.

Wortlos trat der britische Comedian Joe Lycett am Sonntagmittag in einer regenbogenfarbenen Jacke vor die Kamera, warf zwei Bündel Geldscheine in einen Schredder und verneigte sich wortlos. Scheinbar hatte der 34-Jährige seine Drohung wahr gemacht: Wenn Ex-Fußballer David Beckham nicht von seinem Botschafter-Vertrag für Katar zurücktritt, vernichte er 10.000 britische Pfund seines Privatvermögens.

Am Montag löste Lycett die Aktion mit einem weiteren Video auf: „Hallo, ich bin's, der Idiot, der während einer finanziellen Krise eine Menge Geld geschreddert hat.“ Er habe bislang aber nicht die ganze Wahrheit gesagt. Die Geldscheine seien zwar echt gewesen, die Schnippsel, die hinten wieder raus kamen, jedoch nicht. Stattdessen habe er bereits vor dem ersten Video 10.000 Pfund an LGBTQ+-Organisationen gespendet. „Ich würde niemals echtes Geld vernichten. Ich wäre niemals so verantwortunslos“, so Lycett.

Britischer Comedian appellierte an David Beckham

Rückblick: Am Sonntag vor einer Woche hatte sich der Comedian und Moderator mit den Worten „dies ist eine Nachricht an David Beckham“ auf seinen Social-Media-Kanälen an den 115-fachen Nationalspieler gewandt. Er habe Beckham immer für eine „Schwulen-Ikone“ gehalten, da dieser als erster Spieler der Premier League Fotoshootings mit homosexuellen Magazinen gemacht und offen über seine schwulen Fans gesprochen habe. Lycett selbst lebt offen bisexuell.

Umso enttäuschter zeigte sich der 34-Jährige darüber, dass Beckham inzwischen als Botschafter für das WM-Gastgeberland Katar aktiv ist. Laut katarischem Recht sind "homosexuelle Handlungen" verboten – einer der vielen Punkte, die Menschenrechtsorganisationen an der WM-Vergabe kritisieren.

In einem Werbevideo auf dem Youtube-Kanal „Visit Qatar“ schwärmte der 47-Jährige für den Wüstenstaat: „Katar ist ein unglaublicher Ort, um ein paar Tage dort zu verbringen.“ Beckham erhält für sein Engagement Berichten zufolge um die 150 Millionen Pfund.

Meinungen gehen auseinander

Sollte Beckham seine Geschäftsbeziehungen mit dem Emirat beenden, werde Lycett 10.000 Pfund an LGBTQ+-Organisationen spenden. Falls nicht wolle der Comedian das Geld schreddern – „mitsamt deinem Status als schwule Ikone“.

Da eine Antwort Beckhams offenbar ausblieb, veröffentlichte Lycett am Sonntagmittag auf der Website benderslikebeckham.com das entsprechende Video.

Die ersten Reaktionen in den sozialen Medien fielen unterschiedlich aus. Einige User dankten Lycett für die Aktion: „Das ist Kunst.“ Außerdem habe er so mit dem Geld mehr Aufmerksamkeit bekommen, als wenn er „eine Plakatwand gemietet hätte“. Andere Stimmen werfen ihm vor, er habe die Aktion nur zur Selbstinszenierung gestartet. Wieder andere loben zwar die Motivation, kritisieren aber die Zerstörung der Geldscheine. Lycett hätte das Geld lieber spenden sollen.

LGBTQ+-Organisation bestätigt Spende

Die LGBTQ+-Organisation Stonewall teilte am Montag das abschließende Video-Statement und bestätigte in einem Tweet: „Stonewall ist eine der Charities, die Joe Lycett [in seinem Video] erwähnt.“ Auch die Organisation Sport Allies bestätigte auf Twitter, 5000 Pfund erhalten zu haben.

Er habe nie erwartet, eine Antwort von Beckham zu erhalten, sagte Lycett in seinem finalen Video. „Es war eine leere Drohung, um die Leute darauf aufmerksam zu machen.“ In gewisser Weise sei das ähnlich zum Deal Beckhams mit Katar gewesen: „Totaler Bullshit von vorne bis hinten.“

Magazin-Cover kommt in den Aktenvernichter

Die Geldscheine sind also nicht zerstört, das Ansehen des Ex-Fußballers hingegen schon. Als letzte Pointe warf der Comedian die historische Titelseite des schwulen Magazins „Attitude“ in einen Aktenvernichter – das sei mit der Zeitschrift abgesprochen. „Attitude“-Chefredakteur Cliff Joannou veröffentlichte wenige Stunden später eine Stellungnahme: „Joe Lycetts Aktion hat die oberflächliche Einstellung Beckhams zu Menschenrechten offengelegt. Und wie hoch sein Preis war, um die Korruption, die zur Vergabe der WM an Katar geführt hat, zu ignorieren.“

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