Bachmut/Berlin Seit Spätsommer 2022 ist Bachmut Frontstadt im Ukraine-Krieg. Neue Satellitenbilder zeigen die Zerstörung im Vorher-Nachher-Vergleich.
Der Kampf um die südostukrainische Stadt Bachmut ist einer der bisher blutigsten im Ukraine-Krieg. Am Sonnabend meldete Jewgeni Prigoschin, Chef der Söldner-Truppe Wagner, die vollständige Einnahme Bachmuts. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj widersprach umgehend. Klar ist, dass die Kämpfe einen hohen Blutzoll auf beiden Seiten gefordert haben. Nach Angaben von John Kirby, Sprecher des US-Sicherheitsrates, habe Russland bei den Gefechten um Bachmut 100.000 Soldaten verloren, 20.000 davon seien gefallen.
Von der einst 70.000 Einwohner zählenden Stadt Bachmut ist indes nicht mehr viel übrig, wie neue Aufnahmen des US-Satellitenbetreibers Maxar zeigen. Die Bilder ermöglichen einen Vergleich mit der Lage vor einem Jahr und demonstrieren die schreckliche Zerstörung Bachmuts durch den Dauerbeschuss.
Die erste Aufnahme zeigt die Gebäude der Technischen Hochschule im Südwesten der Stadt vor der Belagerung. Auf dem unteren Foto, das vom 15. Mai dieses Jahres datiert, ist die komplette Zerstörung des Areals zu erkennen. Von den Gebäuden stehen teilweise nicht einmal mehr die Fundamente.
Ukrainische Truppen und Wagner-Söldner lieferten sich im Zentrum der Stadt einen erbittert geführten Häuserkampf. Das Ergebnis ist auf den folgenden Aufnahmen zu erkennen, die Wohnblöcke im Zentrum Bachmuts und die Schule Nummer 12 im Mai 2022 und vor wenigen Tagen zeigen. Die Mehrgeschosser und das Schulgebäude sind völlig zerstört. Das Grün der Natur ist verschwunden. Artilleriebeschuss hat das Gelände in eine braune Trümmerwüste verwandelt.
Für das russische Militär ist die mutmaßliche Einnahme Bachmuts ein eher symbolischer Erfolg. Nach Einschätzung westlicher Experten ist die russische Wagner-Truppe durch die Kämpfe geschwächt. Die Söldner seien durch die Abnutzung kaum in der Lage zu neuen Angriffen außerhalb der Stadt, teilte das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) in Washington mit. Zuletzt hatte Wagner-Chef Prigoschin immer wieder schwere Vorwürfe gegen die russische Militärführung erhoben und dieser schwere taktische Fehler sowie mangelnde Unterstützung vorgeworfen.
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Außer der kompletten Verwüstung einer einst blühenden Stadt hat die russische Seite wenig erreicht. Die Aufnahme oben zeigt das Theater (links) und die Stadtverwaltung (rechts unten) vor den Kämpfen und danach. Die Infrastruktur Bachmuts ist komplett zerstört, nur noch einige Hundert Bewohner sollen sich in den Trümmern der Stadt aufhalten. Wie ein Twitter-Video zeigt, haben die Wagner-Söldner selbst Kirchen nicht verschont. Hier ist die brennende Verkündigungskirche von Bachmut zu sehen.
Wagner-Chef Prigoschin hat nun angekündigt, seine Kämpfer aus der zerstörten Stadt zurückzuziehen und sie am 25. Mai den regulären russischen Streitkräften zu übergeben. Laut Prigoschin sollten sich die Söldner dann erholen.
Nach Einschätzung der ISW-Experten benötigen die russischen Streitkräfte womöglich weitere Verstärkung, um Bachmut, das weitgehend in Ruinen liegt, zu halten und die Flanken zu schützen. Damit könnten die Russen auch nicht – wie geplant – im Westen in Richtung Kostjantyniwka und im Norden in Richtung Soledar vorstoßen. Wenn Prigoschin tatsächlich seine Truppen abziehe in dieser Woche, dann seien die regulären russischen Streitkräfte noch weniger motiviert zu neuen Angriffen, hieß es in der ISW-Analyse. (tok)
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