Bundestagswahl

Kandidaten nach der Wahl: Das steht für sie auf dem Spiel

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Hintergrund: Mögliche Koalitionen nach der Bundestagswahl

Hintergrund- Mögliche Koalitionen nach der Bundestagswahl

Am Sonntag wird ein neuer Bundestag gewählt - und die Farbenspiele möglicher Regierungsbündnisse sind überaus bunt. Ein Überblick über mögliche Koalitionen.

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Laschet oder Scholz – das ist die zentrale Frage am Wahlsonntag. Doch wie sieht es mit der Zukunft der anderen Spitzenpolitiker aus?

Wahlkampfendspurt in Deutschland. Am Sonntag entscheidet sich, wer Nachfolger von Angela Merkel wird. Doch nicht nur die Kanzlerfrage ist wichtig. Was auf die Spitzenkandidaten und -kandidatinnen zukommt.

Christian Lindner: Komfortable Lage für den FDP-Chef

Auf den ersten Blick ist FDP-Parteichef Christian Lindner in einer komfortablen Lage: Die FDP steht mit elf Prozent solide da, in zwei von drei wahrscheinlichen Koalitionen würden die Liberalen als Bündnispartner gebraucht. Mehr noch: Sowohl in einer Jamaika-Koalition als auch in einer Ampelkoalition wäre dem 42-Jährigen der Posten des Finanzministers sicher, sein Traumjob in einer künftigen Regierung.

Auf den zweiten Blick aber könnte die Wahl 2021 wieder zu einem Horrortrip für Lindner werden: Sollte die Union schlecht abschneiden und die Opposition gehen, sollte SPD-Mann Olaf Scholz mit einem Linksbündnis regieren können – dann läge es an Lindner, das mit einem Ja zu einer Ampelkoalition zu verhindern.

Lindner aber graut vor Verhandlungen mit einem gut harmonierenden Gespann aus siegestrunkener SPD und starken Grünen – aber einfach wieder nicht regieren statt falsch regieren? Das kann sich Lindner kaum ein zweites Mal leisten. Weil er das weiß, bereitet er schon jetzt eine Argumentation dafür vor: Je stärker die FDP jetzt vor einem Linksruck warnt, desto staatstragender kann sie im Ernstfall sagen, sie würde Kompromisse eingehen - um das Land vor einer Regierung unter Beteiligung der Linken zu „retten“.

Die Linke will in die Bundesregierung

Janine Wissler sitzt bei der Linken fest im Sattel – trotz mauer Umfragewerte. Seit Wochen dümpelt die Linke in den Umfragen bei sechs Prozent, kommt nicht vom Fleck. Der Richtungsstreit, den die frühere Fraktionschefin Sahra Wagenknecht mit dem Parteivorsitzenden-Duo Katja Kipping und Bernd Riexinger ausfocht, hat die Partei zerrieben.

Die selbst für Linkspartei-Verhältnisse äußerst linksstehende Wissler hat die Trendwende nicht einleiten können. Und doch könnte sie eine Gewinnerin werden: Wenn es ihr gelingt, die Linke erstmalig auf Bundesebene in eine Regierung mit SPD und Grünen zu führen. Sollte die Linke dagegen eine böse Überraschung erleben und aus dem Parlament fliegen, drohen neue innerparteiliche Querelen.

Alice Weidel setzt auf den Ost-Erfolg

Für Alice Weidel steht bei der Wahl viel auf dem Spiel – und doch kann sie kaum noch etwas tun. Die rechte AfD rührt sich in den Umfragen seit Monaten nicht vom Fleck, kann keine Stimmen dazugewinnen. Bundesweit hat sich die Partei noch in der Hochphase der Pandemie mehr Zustimmung versprochen. Kurz vor der Wahl aber muss sie vor allem herausstellen, wie stark sie im Osten – besonders in Sachsen – punktet. Dort holt sie sehr wahrscheinlich Direktmandate, die der schwächelnden Union verloren gehen.

Weidel selbst braucht wenigstens diesen Ost-Erfolg, um überhaupt ihren ohnehin angekratzten Rückhalt in der zerstrittenen Partei zu behaupten. Sie bekam nur mit dem Umweg über Tino Chrupalla das „Go“ der Mitglieder für die Spitzenkandidatur. Im Herbst steht eine Vorstandswahl in der AfD an, auch der Fraktionsvorsitz wird dann neu besetzt. Spitzenkandidatin Weidel muss ihren Anhängern die Bundestagswahl zumindest als Erfolg verkaufen können, wenn es schon nicht der Erfolg auf dem Papier werden wird.

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