Berlin. Parallel zum Ukraine-Krieg startet die Nato eine Großübung in der Arktis und die USA zeigen mit dem weltgrößten Kriegsschiff Stärke.
Sie ist ein Eyecatcher. Und ein Statement. Eine "schädliche Gewaltdemonstration", beklagt Russland. Und das sie ist,unübersehbar im Oslo-Fjord: Die “USS Gerald R. Ford”– das größte Kriegsschiff der Welt. Das nennt man dann wohl eine “Show of Force”, eine Demonstration der Stärke.
Der erste “Kampfeinsatz” des Flaggschiffs der USA führt den modernsten Flugzeugträger nach Norwegen. Nach dem Zwischenstopp in der Hauptstadt nimmt er Kurs Richtung Barentssee.
2017 wurde der Träger in den Dienst gestellt. Im Frühjahr 2021 überquerte er den Atlantik. Im Herbst folgte eine erste Einsatzfahrt. Nun also ein Nato-Manöver mit 13 weiteren Partnern. Die erste Kampfeinsatzfahrt, eine Übung, wohlgemerkt.
Gerald R. Ford: Für vier Tage eine Attraktion in Oslo
Solche Machtdemonstrationen im hohen Norden beruhen auf Gegenseitigkeit. Anfang April hatten die Russen ein Großmanöver in der Arktis gestartet, mehr als ein Dutzend Schiffe, 40 Flugzeuge und Hubschrauber, über 1800 Soldaten. Kein Vergleich mit der “USS Gerald R. Ford” mit allein 90 Flugzeugen und 4.500 Matrosen, im Grunde eine schwimmende Kleinstadt. Die wenigsten Staaten können sich so einen Träger leisten; er sprengt die Fantasie der Bundeswehr. Lesen Sie auch: Ein europäischer Flugzeugträger – eine deutsche Illusion?
Zur Einfahrt wurde der Fjord zur Sperrzone erklärt, kein Boot durfte dem Stahlriesen – 337 Meter lang, das Flugdeck 78 Meter breit – näher als 500 Meter kommen. Selbstverständlich wurde auch eine Flugverbotszone verhängt. Der TV-Kanal nrk zeigt das Schiff im Livestream. Und was sieht man? Einerseits eine Banalität, ein Schiff, das vier Tage träge vor Anker liegt. Andererseits: ein Blickfang.
Nach Tagen in der Nordsee ist die Besatzung großteils an Land. Was er über Norwegen wisse, wird ein US-Matrose gefragt. “Dass es dort viel Metal-Musik gibt”. Er freue sich auch, das lokale Essen zu probieren.” Am Kai: Jahrmarkt-Atmosphäre. Mitarbeiter des Tourismusbüros passen die Amerikaner ab. Man hoffe, dass sie bei der ersten Visite eines Flugzeugträgers seit 65 Jahren mehr sehen wollten als das Osloer Nachtleben, zum Beispiel Kunst und Kultur.
Der Kapitän sagt, der Flugzeugträger sei “einsatzbereit”
So oft verlässt man den Heimathafen Norfolk im US-Staat Virginia nicht. Oslo ist überhaupt der erste ausländische Hafen, den das von zwei Atomreaktoren angetriebene Schiff anläuft. Zeitpunkt und Ort sind eine politische Botschaft:
- mitten im Ukraine-Krieg
- in einem Staat mit einer langen Grenze zu Russland
- parken die Amerikaner ihr Schiff quasi bei Wladimir Putin um die Ecke.
13 Milliarden Dollar – richtig gelesen: Milliarden, nicht Millionen – hat der Flugzeugträger gekostet, mehr als doppelt so teuer als geplant. Eine Tarnkappentechnik, wie man sie von modernsten Flugzeugen wie die F-35 kennt, soll die Radarsignatur reduzieren (für den Gegner auf dem Radar schwer auszumachen), während diverse Raketensysteme den Träger vor Angriffen schützen sollen. Das könnte Sie auch interessieren: Tarnkappenjet F-35 : Kosten, Hersteller und Fähigkeiten
Benannt sind Träger und die gesamte Schiffsklasse nach dem 2006 verstorbenen früheren US-Präsidenten Gerald Ford. Der Bau zog sich zwölf Jahre hin; fast so lange wie beim Berliner Hauptbahnhof. Getauft wurde des Boot 2013 von dessen Tochter Susan, aber erst vier Jahre später in den Dienst gestellt. Es heißt, dass für die Ford-Klasse 23 neue Technologien eingeführt wurden. Kapitän Rick Burgess verspricht, das Schiff sei einsatzbereit.
Für russische Ohren klingt es nach einer Drohung.
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