Ukraine-Krieg

Eklat im russischen Staats-TV: Propagandist gegen Zuschauer

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Angriffe auf Belgorod in Russland: Einwohner zwischen Sorge und Zuversicht

Angriffe auf Belgorod in Russland: Einwohner zwischen Sorge und Zuversicht

Die russische Stadt Belgorod liegt nahe der ukrainischen Grenze. In der gleichnamigen Region waren in der vergangenen Woche bewaffnete Milizen aus der Ukraine eingedrungen und hatten Angriffe gestartet. Seitdem waren mehrere Gebiete in der Nähe zur Grenze schwerem Mörser- und Artilleriebeschuss sowie Drohnenangriffen ausgesetzt. Unter den Bewohnern gibt es unterschiedliche Reaktonen.

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Zuschauer des russischen Staatsfernsehen feiern die Drohnenangriffe auf Moskau. Putins Propagandist gefällt das nicht. Er rastet aus.

Russlands Chef-Propagandist Wladimir Solowyow hat sich in seiner Sendung mit seinem eigenen Publikum angelegt, nachdem einige Kommentatoren der Live-Sendung die Drohnenangriffe auf ein Moskauer Nobelviertel befürwortet haben. Das berichtet die "Kyiv Post". In dem Bezirk leben viele russische Offizielle – sogar Putin selbst hat dort ein Haus.

Solowyow rastete demnach nach etwaigen Kommentaren in seiner Sendung "Solowyow Live" aus und ätzte in Richtung Publikum: "Warum schreibt ihr diesen Scheiß!" und weiter: "Findet ihr es gut, dass Moskau angegriffen wurde? Warum seid ihr glücklich darüber? Leben dort keine Russen? Sind das nicht eure Mitmenschen?" Ein Ausschnitt der Sendung kursiert auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.

Drohnenangriffe auf Moskau: Angaben variieren teils stark

Nur wenige Stunden vor Solowyows Ausraster waren zwei Gebäude in Moskau durch vermeintliche Drohnenangriffe beschädigt und zwei Personen verletzt worden, berichtet die "Kyiv Post".

Russischen Angaben zufolge kamen bei dem Angriff acht Drohnen zum Einsatz, in nicht-staatliche Medien war von bis zu 25 Drohnen die Rede. Ein russisches Regierungsmitglied sagte zudem, dass drei Drohnen über dem Nobelvorort Rublyovka abgefangen wurden – dort hat auch Präsident Wladimir Putin eine Villa. Unabhängig überprüfen ließen sich diese Angaben vorerst nicht.

Die Zuschauer von Solowyows Sendung haben mit dem vermeintlichen Angriff auf das Nobelviertel aber offenbar kein Problem. Dabei bekommen sie Unterstützung vom Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin. Der russische Söldner-Boss hatte nur wenige Tage zuvor seinen Unmut über Drohnenangriffe auf Moskaus Bevölkerung ausgedrückt. Kein Mitleid hatte er jedoch für die Nobelviertel. "Lasst euer Häuser in Flammen aufgehen", sagte er laut "Kyiv Post" in Richtung russischer Offizieller. "Aber was sollen Normalbürger machen, wenn Drohnen in ihre Häuser krachen?". (fmg)

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