Berlin Milliardär Elon Musk würde die Menschen im Donbass fragen, ob sie zu Russland oder zur Ukraine gehören wollen. Ein Disput auf Twitter.
Elon Musk ist ein Tausendsassa, Pionier bei der Massenherstellung von Elektroautos, Raumfahrt-Fan. Nun traut sich der Milliardär auch die Lösung der derzeit wohl schwierigsten Aufgabe in der internationalen Politik zu: Frieden zu stiften in der Ukraine.
Auf Twitter sollen die User auf die Gretchenfrage mit Ja oder Nein antworten: Sollen die Menschen im Donbass und auf der Krim darüber abstimmen, ob sie zu Russland oder zur Ukraine gehören wollen? Ein Referendum also, selbstredend unter UN-Aufsicht. So lautet Musks Friedensplan.
Die Abstimmung läuft bis Dienstag, mehr als eine Million Menschen hat sich weltweit schon daran beteiligt. Einer von ihnen ist Andrij Melnyk, scheidender Botschafter der Ukraine in Deutschland.
Melnyk an Musk: "Fuck off".
Für ihn müsste man neben Ja und Nein aber noch ein drittes Feld zum Anklicken aufstellen. Melnyk twitterte "Fuck off is my very diplomatic reply to you @elonmusk". Auf Deutsch: "Verpiss dich, ist meine sehr diplomatische Antwort an dich". So kennt man ihn, ganz der Diplomat.
Was der Regierung in Kiew gar nicht gefallen kann, ist Musks Begründung für ein Referendum. Er gibt ihr nämlich keine Chance, den Ukraine-Krieg zu gewinnen.
Ukraine-Krieg: "Der Tod auf beiden Seiten wird verheerend sein."
Musk gibt zu bedenken, nach der Teil-Mobilmachung würde Russland irgendwann zur Generalmobilisierung übergehen, wenn die Krim in Gefahr sei. "Der Tod auf beiden Seiten wird verheerend sein." Lesen Sie auch: Ukraine-Krieg: Warum lässt Putin Atombomber verlegen?
Russland habe drei Mal so viele Einwohner wie die Ukraine. "Daher ist ein Sieg der Ukraine im totalen Krieg unwahrscheinlich", twitterte er.
Ukraine-Krieg: Jetzt lässt Selenskyj über Musk abstimmen
Das konnte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nicht stehen lassen. „Welchen Elon Musk magst du mehr? Den Ukraine-Unterstützer oder den Russland-Unterstützer“, konterte er ebenfalls via Twitter.
Der frühere russische Schachweltmeister Garry Kasparow antwortete auf Musks Vorstoß: "Das ist eine moralische Idiotie, die Wiederholung swe Kreml-Propaganda, ein Verrat am Mut und der Opfer der Ukraine, und es stellt ein bisschen Wikipedia-Recherche über die Krim über das, was Putins blutiger Krieg gerade in Wirklichkeit anrichtet."
Musk hielt dagegen: "Wir haben der Ukraine Starlink geliefert und dabei mehr als 80 Millionen Dollar verloren, während wir SpaceX und mich selbst einer möglichen Cyberattacke Russlands ausgesetzt haben. Was hast du gemacht außer zu twittern?" Kasparov antwortete, er habe Musk für die Lieferung von Starlink-Satelliten gelobt. "Aber sollten die Ukrainer, die dir für Starlink gedankt haben, schweigen, wenn du Kreml-Propaganda gegen sie verbreitest?"
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"Es gibt einen besseren Vorschlag", twitterte auch der Berater des Präsidentenbüros, Mychajlo Podoljak. Demnach werde die Ukraine ihr Territorium einschließlich der "annektierten Krim" komplett befreien. Russland werde danach komplett demilitarisiert, müsse seine Atomwaffen abgeben und "kann niemandem mehr drohen". Die russischen Kriegsverbrechen werden vor ein internationales Tribunal gebracht.“ Via Twitter hat Elon Musk erst einmal neuen Streit entfacht statt zur Lösung des Konflikts beizutragen.
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