Wien. Julian Nagelsmann erkennt ein Dilemma des deutschen Fußballs und hat dafür eine Lösung parat. Doch es gibt ein Problem. Ein Kommentar.
Einige Faktoren unterscheiden die Arbeit eines National- von der eines Vereinstrainers. Da wäre zum einen die begrenzte Zeit, die der Bundestrainer mit der Mannschaft zusammenarbeiten kann, um an seinem System zu feilen. Vor allem aber kann der er seinen Kader nicht durch Ein- oder Verkäufe optimieren, sondern muss mit den Spielern Vorlieb nehmen, die für das Land spielberechtigt sind.
Die Herausforderung also: ein Spielsystem zu finden, in dem die Stärken aller verfügbaren Profis zur Geltung kommen.
Flick wusste nichts mit Gündogan, Wirtz und Musiala anzufangen
Julian Nagelsmann ist dabei schon ein deutliches Stück weiter als Hansi Flick. Dessen Vorgänger nämlich wusste etwa nie so recht etwas mit Ilkay Gündogan anzufangen. Genauso war für Flick stets die Frage, welches der Ausnahmetalente Jamal Musiala oder Florian Wirtz auf dem Feld stehen würde. Nie wurde in Betracht gezogen, ob die deutsche Elf nicht mit den beiden unbekümmerten 20-Jährigen gemeinsam deutlich besser und letztlich erfolgreicher spielen könnte.
„Ich habe vor ein paar Monaten mal gelesen, dass die beiden nicht zusammenspielen können, aber ich finde es eine sehr gute Idee“, hatte Nagelsmann gleich bei seinem zweiten Auftritt als Bundestrainer klar. Und auch Kapitän Gündogan hat einen Platz im Team sicher. Nagelsmann hat das geballte Talent in der offensiven Zentrale erkannt, einen Plan entwickelt und versucht nun, diesen umzusetzen. Dazu zählt auch das Experiment mit Kai Havertz als offensivem Linksverteidiger. Das muss man respektieren.
Einziger Haken dabei: Die Zeit für Nagelsmann bis zur Europameisterschaft wird langsam knapp. Weil der Verband ein halbes Jahr unter Flick verschenkt hat.
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