Grürmannsheide. Der Tennisclub Grürmannsheide leidet trotz seines Alleinstellungsmerkmals unter Mitgliederschwund
Sport inmitten der Natur zu treiben, das ist gerade in den Sommermonaten für aktive Menschen eine Idealvorstellung. Ein entsprechendes Angebot gibt es seit Jahrzehnten in exponierter Lage, denn der Tennisclub Grürmannsheide kann mit Recht behaupten, sich an einem der schönsten Flecken im Stadtgebiet niedergelassen zu haben.
Die Anlage oberhalb der Siedlung an der Peripherie der Waldstadt hat ein Alleinstellungsmerkmal, und genau diese Umgebung ist es wohl auch, die die treibenden Kräfte im Verein trotz aller Probleme entschlossen nach vorne blicken lässt. Wo zu Zeiten des Tennisbooms einmal mehr als 180 Mitglieder auf den vier Plätzen aktiv waren, tummeln sich heute gerade noch 100 Enthusiasten. Das alleine ist es aber noch nicht einmal, was dem ersten langjährigen Vorsitzenden Werner Teves-Humme Sorge bereitet. „Allenfalls zehn Prozent unserer Mitglieder sind Jugendliche“, weist er auf die Strukturen einer umgedrehten Alters-Pyramide hin.
Nur noch eine Mannschaftbei den Medenspielen
Ablesbar ist die auch bei der einzigen Mannschaft, die der TC noch für Medenspiele gemeldet hat - das Herrenteam 60+. Diese Truppe spielt in der Verbandsliga gegen den Abstieg. Die 50+ der vergangenen Jahre wurde wegen personeller Probleme nicht mehr gemeldet. Teams mit jüngeren Akteuren sind generell in Grürmannsheide Fehlanzeige. „Wir haben immer wieder Jugendliche ausgebildet und dann die Erfahrung gemacht, dass sie zu anderen Vereinen gegangen sind“, macht Werner Teves-Humme deutlich. Dennoch gibt der 62-Jährige mit seinem Verein das Werben um den Nachwuchs nicht auf. An der Bartholomäusschule möchte man ein Tennis-Angebot und möglichst auch eine Tennis-AG etablieren.
Das kostet den Verein Man-Power und Geld, doch grundsätzlich ist es längerfristig die einzige Überlebenschance. „Es gibt für die Jugendlichen heute halt so viele Möglichkeiten“, weist Eberhard Schön, Mannschaftführer des 60+-Teams auf die Reizüberflutung hin. Selbst die Neubautätigkeit und der Zuzug von Familien in Grürmannsheide brachte keine neuen Mitglieder. „Vor einigen Jahren haben wir uns mit großem Aufwand auf dem Rathausplatz präsentiert, das hat uns fünf neue Mitglieder gebracht“, erinnert Teves-Humme an den letzten spürbaren Zuwachs.
Insgesamt sieht er seinen Club nicht schlecht aufgestellt. Die Beiträge von 205 Euro pro Jahr für eine Einzelperson und 325 Euro für Paare erscheinen moderat und zeugen von einer guten Haushaltsführung. Verpflichtungen geht man beim seit 1985 existenten TCG (ab 1981 liefen die Tennisaktivitäten noch unter Regie des Skiclubs Letmathe) kaum ein. Lediglich fünf Arbeitsstunden pro Jahr sind obligatorisch. Da das gemütliche Vereinsheim seit vielen Jahren von der Familie Wolf bewirtschaftet wird, gibt es sogar eine Gastronomie, die nicht von den Mitgliedern durch zusätzliche Arbeitseinsätze gewährleistet werden muss.
Aufnahmestopp und Eintrittsgeld sind Geschichte
Bliebe der Standortnachteil des Geländes, das eigentlich nur mit dem Auto zu erreichen ist, dafür im Gegenzug aber mit der einzigartigen Lage verwöhnt. „Bei uns bekommt jedes Mitglied einen Schlüssel, und dann kann man spielen, sobald es hell wird“, sagt Werner Teves-Humme. Die Zeiten, als es noch Aufnahmestopps und Eintrittsgelder gab, sind längst Geschichte.
Dass die Mitgliederzahl nicht unter die magische Grenze von 100 sinkt, dafür will man in Grürmannsheide kämpfen. Um die Abwanderung von Mannschaftsspielern zu anderen Clubs zu vermeiden, weil diese nicht mehr genügend Gleichgesinnte finden, sind Kooperationen mit den Vereinen angedacht, die ebenfalls keine Mannschaft mehr zusammenbekommen.
„Tennis ist relativ leicht zu erlernen, und selbst für Mannschaftsspieler ist der Aufwand überschaubar“, sagt Teves-Humme, der darauf hinweist, dass sein Club auch über Trainer verfügt. Zudem gebe es Patenschaften für junge Mitglieder. Der Mitgliederproblematik - da ist der TCG ja auch kein Einzelfall - wolle man mit aller Kraft entgegentreten. „Wir haben die Hoffnung auf eine Kehrtwende“, so der Vorsitzende, der darauf setzt, dass auch in fernerer Zukunft noch an dieser exponierten Stelle Tennis gespielt wird. Weitere Infos unter www.tcgruermannsheide.de
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