Kinder

Ferien auf dem Bauernhof mal ganz anders

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Aus Styropor bauen die Jungs Solarboote.

Aus Styropor bauen die Jungs Solarboote.

Foto: Michael May IKZ

Kalthof.   Das städtische Ferienangebot „Kids & Kunst“ läuft auf vollen Touren mit 93 Teilnehmern in Kalthof.

Wer sich während der ersten drei Ferienwochen auf den Weg zum Kalthofer Stiftungshof macht, taucht ein in eine zweigeteilte Idylle. Einerseits herrscht auf dem Gelände, das der Naturschutzbund (Nabu) Märkischer Kreis, betreibt, eine himmlische Ruhe, die nur von Tierlauten unterbrochen wird. Dass dort unter anderem Schafe und Ziegen leben, ist nicht nur zu hören, sondern auch zu riechen. Und entsprechend viele Fliegen sind auch unterwegs.

Auf der anderen Seite besteht die Idylle aus 93 Kindern, die an diesem sonnigen Vormittag in Zelten, in Ställen und unter freiem Himmel im Rahmen des Angebotes „Kids & Kunst“ ihren jeweiligen Beschäftigungen nachgehen. „Wir haben hier das ,Ferien auf dem Bauernhof’-Gefühl, auch die Erwachsenen“, gesteht Petra Lamberts, Leiterin des städtischen Kinder- und Jugendbüros. Sie und ihre Kollegen bieten quasi ein Rundum-Paket: Eltern, die nachweislich berufstätig sind, können ihre Kinder bereits ab 7.30 Uhr in der Frühbetreuung in den Aktionsräumen an der Brüderstraße abgeben, bevor um 10 Uhr der Startschuss in Kalthof fällt. Und diejenigen, die nicht zum Stiftungshof gebracht werden können, haben die Möglichkeit, in Begleitung von Letmathe und vom Stadtbahnhof aus in den Zug zu steigen. „Allein das ist schon ein Abenteuer, weil viele Kinder bisher noch nie Bahn gefahren sind“, weiß Petra Lamberts, die an diesem Morgen mit 20 Mädchen und Jungen in Letmathe in den Zug gestiegen ist. Weitere 45 Kinder nebst Betreuer sind in Iserlohn zugestiegen.

Malen, Sägen, Fotografierenund vieles mehr

Nach der Ankunft auf ihrem „Bauernhof“ verteilen sich die Sechs- bis Dreizehnjährigen, denn alle haben feste Angebote gebucht. Für Lorina May Sauer und Roger Herrmann geht es mit dem Malatelier auf Reisen. Leinwände selbst bauen, „Dot-Painting“ nach dem Vorbild der Abo­rigenes, Action-Painting und vieles mehr steht auf dem Programm. Auch im Gelände des Stiftungshofes werden Motive gesucht.

Tragen die Nachwuchskünstler im Mal-Atelier bereits bekleckste Kittel, wird das Bild nebenan noch ungewöhnlicher: Wie kleine Mars-Menschen erscheinen die mit Schutzanzügen, Atemmasken und Gummi-Handschuhen ausgerüsteten Mädchen und Jungen, die in dieser Woche von Jessica Breuker lernen, wie sie aus Beton Kunstwerke entstehen lassen können. „Wir haben schon drei Skulpturen fertig, wobei wir uns an den Tieren, die auf dem Stiftungshof leben, orientiert haben“, erklärt Jessica Breuker. So verwundert es nicht, dass ein fast lebensgroßer Ziegenbock und zwei etwas kleinere Schafe neben dem Eingangsbereich thronen. Elvis haben die Kinder den Ziegenbock getauft, nach dem realen Pendant vom Stiftungshof. „Eine Ziege heißt Stiftie, die andere Brownie“, sagt ein Mädchen, das gerade ein Stück Wassermelone nascht.

„Upcycling“ heißt das Thema, das Katja Rautenstrauch vom Kinder- und Jugendbüro und Bernhard Ober­le von der Verbraucherzentrale mit ihren Schützlingen bearbeiten. Um einen Tisch herum sitzen ausnahmslos Jungs, die Handys und Elektrogeräte in ihre Einzelteile zerlegen. „Wir haben schon Schmuck gebastelt, ich möchte meiner Mutter das hier schenken“, erklärt ein blonder Junge und zeigt auf ein Amulett. Doch nicht nur kleine Dinge entstehen aus Platinen, Reglern und Knöpfen – auch ein ganzer Roboter wird gebaut.

Mit Anno Weihs sind die „Kleinen Architekten“ zunächst in die Baugeschichte eingetaucht, haben Hütten und Zelte aus Styropor, Holzstäben und anderen Materialien in die Höhe wachsen lassen. Jetzt kommt die Krönung, ein Haus aus Holz.

Mit Johannes Büschleb und seinen Teilnehmern in der Gruppe „Fliegende Fantasieobjekte“ ins Gespräch zu kommen, ist an diesem Vormittag schier unmöglich: Die Kinder hämmern, sägen und schleifen mit großer Inbrunst – und verursachen dabei natürlich eine Menge Lärm. Das genaue Gegenteil ist bei den Solarboot-Bauern zu erleben: Hochkonzentriert sitzen die Jungs in ihrem Zelt, pinseln akribisch auf den Styropor-Schiffskörpern herum. „Man muss erst die Form aufmalen, dann muss man 100 Jahre schleifen“, fasst ein Junge zusammen. Mit seinen „Baukollegen“ präsentiert er auch stolz das Solarauto, dessen Funktionsweise die Jungs ebenso verständlich wie richtig erklären können.

Ausstellungsmöglichkeitenwerden dringend gesucht

Sie und alle anderen Kinder werden sich in dem Fotobuch, das Mark-Steffen Göwecke mit einer Gruppe gestaltet, wiederfinden. Und auch die Arbeiten, die während der „Kids & Kunst“-Wochen entstehen, sollen nicht hinter verschlossenen Türen lagern. „Wir wollen die Geschäftsleute bitten, anlässlich des Weltkindertages ihre Schaufenster für einen Teil unserer Kunstwerke freizuräumen“, sagt Petra Lamberts. Aus Rheinen kam bereits das Angebot der Dorfgemeinschaft, sie im Rahmen der Kulturnacht Anfang September auszustellen. Und auch darüber hinaus wird das Ganze nach den Ferien weiter Bestand haben: Das Angebot „Streetdance“ mit Ardian Cakay wird ab dem 29. August montags ab 18 Uhr in den Aktionsräumen an der Brüderstraße kostenfrei fortgesetzt.

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