Iserlohn. Bürgermeister Schick antwortet Lesern: „Das Land und auch Iserlohn Wir werden die Corona-Krise meistern!“
Die „Corona-Krise“ ist wahrscheinlich auch für den amtierenden stellvertretenden Bürgermeister Thorsten Schick das Wort, das seinen Arbeitsalltag bestimmt. Neben seinen derzeitigen Interims-Aufgaben im Rathaus nach dem Rücktritt von Bürgermeister Dr. Peter-Paul Ahrens, ist er im „Hauptberuf“ auch noch Landtagsabgeordneter der CDU in Düsseldorf. Auch dort geht es in diesen Tagen von einer Video-Konferenz zur nächsten. Dennoch hat sich Bürgermeister Thorsten Schick die Zeit genommen, die Fragen der Heimatzeitungs-Leserinnen und -Leser zu beantworten. Das Interesse an unserer Aktion war beachtlich. Zahlreiche Leserinnen und Leser haben sich mit Fragen zur Pandemie gemeldet. Es ging um wirtschaftliche, nachbarschaftliche und auch um sehr individuelle Fragestellungen. So konnten wir bei Weitem nicht alle Fragen stellen und beantworten lassen. Wir haben also Fragen teilweise zusammengefasst und auch Antworten gekürzt, um möglichst viele Fragen und Antworten veröffentlichen zu können.
Herr Schick, zu Anfang eine Frage, die gleich mehrere Anrufer beschäftigt hat: Wie sieht eigentlich im Moment die Führungsstruktur im Iserlohner Rathaus aus? Wer entscheidet und verantwortet letztendlich was?
Die Geschäfte der Verwaltung laufen weiter so wie immer. Das Rathaus ist handlungsfähig. Für die behördliche Seite ist Michael Woytek als Kämmerer und Erster Beigeordneter in der Verantwortung. Was übrigens mit Sicherheit der deutlich schwierigere Part ist. Die Verwaltungsspitze informiert zudem montags die Fraktionsführungen über wichtige Entwicklungen und anstehenden Entscheidungen. Ich finde, das klappt im Moment sehr gut.
Gibt es beim Thema „Corona“ überhaupt Dinge, die ursächlich in Iserlohn entschieden werden oder läuft alles über den Kreis, das Land und den Bund?
Anfangs mussten Verfügungen des Landes noch städtisch umgesetzt werden. Das ist aber nicht mehr so. Wir schauen inzwischen nach vorne, setzen uns mit der Situation zum Beispiel des Handels und seiner Re-Vitalisierung auseinander, damit die Innenstädte – egal ob in Iserlohn oder in Letmathe – die Anziehungspunkte der Stadt bleiben.
Leserin Edeltraud Stich möchte wissen: „Wie steht es in Iserlohn bei den Alten- und Pflegeheimen um Versorgung mit Schutzkleidung und Masken?“ Der Sohn von Frau Stich ist in einer Versorgungseinrichtung für Menschen mit Einschränkungen und Frau Stich ist sehr besorgt um die Menschen dort, da offenbar nicht genügend Masken für das Pflegepersonal vorhanden ist.
Die Pflegeheime der verschiedenen Betreiber haben natürlich alle unterschiedliche Bestände. Beim städtischen Altenheim haben wir durchaus aktuell noch einen kleinen Vorrat an unterschiedlichen Materialien. Aber auch wir bemühen uns händeringend um Nachschub. Das ist ein echter Engpass derzeit. Grundsätzlich helfen sich auf lokaler Ebene die Einrichtungen im Ernstfall auch untereinander.
Carsten Wolfsheimer fragt den Landespolitiker Schick: Weshalb findet man keine Firmen in NRW, die ausreichend Schutzkleidung produzieren können?
Da läuft in NRW aktuell ganz viel. Gerade das Münsterland war ja in früheren Zeiten eine Hochburg der Textilproduktion. Aber bei den am Markt in normalen Zeiten herrschenden Bezugspreisen, ist klar, dass sich die Produktion im Land nicht mehr gelohnt hat und nach China abgewandert ist. Aber diese alten Produktionswege sollen nun reaktiviert werden.
Viele Anrufer und Mailschreiber möchten wissen, ob man sich in Iserlohn und im Märkischen Kreis nicht auch auf ein Ausweichkrankenhaus mit Unterstützung der Hilfsorganisationen einigen könnte? Und da wird natürlich auch immer sofort das Marienhospital in Letmathe genannt.
Die Stadt und auch ich haben im Kontakt mit dem Regierungspräsidenten darauf hingewiesen, dass das Marienhospital ja vor Wochen schon einmal als Ausweichkrankenhaus bei einer geplanten Bombenräumung in Dortmund wieder genutzt werden sollte. Was dann ja doch nicht passiert ist. Im Moment geht es aber erst einmal darum, dass bestehende Krankenhäuser so hochgefahren werden, dass dort mehr Patienten untergebracht werden können. Ein ganz großer Engpass ist dabei natürlich auch das medizinische Personal.
John Bell fragt: „Die Stadt und die politischen Parteien treffen sich jeden Montag. Warum werden diese Diskussionen und Empfehlungen nicht veröffentlicht?“ und weiter: „Warum mangelt es allgemein an Informationen über die Maßnahmen, die der Rat bezüglich der Covid 19-Krise auf der Website der Stadt veröffentlicht ?“
Wir haben im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit in der vergangenen Woche umgestellt. Die Stadt war in Bezug auf Informationen nicht sehr offensiv. Inzwischen gibt es auf der Homepage der Stadt Iserlohn Informationen, Hilfestellungen, Infos zu rechtlichen Grundlagen und Hilfsaktionen, bei denen man sich einbringen kann. Da haben wir zugelegt. Die Rubrik heißt: Iserlohn hält zusammen.
Cornelia Thum fragt: Was wird effektiv seitens der Stadt für Wohnungslose getan, deren Einrichtungen und Essenausgaben schließen? Selbst um ein paar Euro zu bitten erübrigt sich, da es allein das Abstandhalten verbietet!
Die Diakonie macht bei uns die Wohnungslosenberatung und die hat ihr Angebot auch umgestellt. Die Betreuung kann zwar im Moment nicht eins zu eins stattfinden, aber man hat sich auf die Situation eingestellt.
Mehrere Leser beschäftigen sich mit den Fragen, wie genau Anweisungen, Richtlinien und Empfehlungen zum Bürgerverhalten gemeint sind. Zum Beispiel fragt Bettina Pelters: Darf man in seiner privaten Wohnung – auch wenn man durch ein Treppenhaus muss – zu jeder Tages- und Nachtzeit Besuch empfangen? Das ist ja kein öffentlicher Raum? Und gilt das auch konkret für den Schrebergarten?
Natürlich gibt es die Unterscheidung zwischen privatem und öffentlichem Bereich. In der Öffentlichkeit gelten die klaren Einschränkungen der Kontaktsperre. Im privaten Bereich sieht das anders aus. Aber auch da gilt der Appell der Bundeskanzlerin, die privaten Kontakte so weit wie möglich herunterzufahren. Aber da kann der Staat auch gar nicht wirklich sanktionieren. Hier geht es auch um bürgerliche Grundrechte.
Janina Günzel und Jennifer Straßburg von der Familienschule Kinderleicht beschreiben ein wirtschaftliches Problem, für das die Politik derzeit noch keine Lösung hat: „Wir sind eine kleine Familienschule, die sich um die Belange von Familien mit Babys und Kleinkindern kümmert. Nachdem die Schließung für uns ein Schock war, wir aber dachten, dass uns das bis dato geplante Rettungspaket hilft, ging es uns schon deutlich besser und wir haben positiv in die Zukunft geblickt. Dann kam aber die harte Ernüchterung, denn wir sind nicht berechtigt, die Soforthilfe in Anspruch zu nehmen und bekommen somit nicht einen Cent an Unterstützung, weil wir neben unserer Familienschule beide noch einen Extra-Job haben, damit wir unsere Familien mitfinanzieren können. Nun aber müssen wir, mit unseren kleinen finanziellen Mitteln, nicht nur unsere Familien mit ernähren, sondern zeitgleich alle Kosten der Familienschule auffangen. Miete, Nebenkosten, Lizenzen und was noch alles so an der Selbstständigkeit hängt, deckeln wir nun privat. Kredite sind keine Hilfe für uns.“
Natürlich ist das ein Problem. Es wird in ganz unterschiedlichen Fällen so sein, dass Unternehmen derzeit noch durch das Raster fallen. Normal brauchen neue Gesetze mehr als ein halbes Jahr, jetzt gab es erste Pauschalregelungen nach zweieinhalb Wochen. Jetzt wird es darum gehen, nachzuschauen, wo noch Engpässe sind und wo nachgesteuert werden muss.
Wie lautet Ihre persönliche Prognose für die nächsten Tage und Wochen?
Es ist viel koordiniert worden in den letzten Wochen. Und das funktioniert auch. Die einzelnen Länder brauchen auch aufgrund ihrer Unterschiede einen eigenen Gestaltungsspielraum. In NRW und Iserlohn werden wir die Krise meistern.
Den Podcast mit dem gesamten Gespräch mit Thorsten Schick finden Sie auf www.ikz-online.de/podcast.
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