Iserlohn/Hagen. Den Geschäftsführern eines ehemaligen Pflegedienstes in Iserlohn wird Sozialbetrug vorgeworfen. Jetzt gab es Einblicke in die Verwaltung.
Mit der Vernehmung weiterer Zeugen ist im Landgericht Hagen der Prozess gegen einen 54-jährigen Angeklagten fortgesetzt worden, der faktischer Co-Geschäftsführer eines mittlerweile aufgelösten Pflegedienstes gewesen sein soll. Ihm wird Sozialbetrug in Millionenhöhe vorgeworfen.
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Am zweiten Verhandlungstag sagten Zeugen aus, die in der Verwaltung des in Deutschland weitgehend legal operierenden Pflegeunternehmens tätig waren. Von Dienstleistungsverträgen, die parallel zu diesen Pflegeverträgen bestanden, hatten diese Zeugen scheinbar nichts mitbekommen. So verwalteten sie offenbar eher ahnungslos Mitarbeiterlisten, Sozialbeiträge, Rechnungen und Zahlungseingänge, stellten keine Fragen und ahnten nichts vom Firmengeflecht.
Zeuge wurde selbst zu einer Haftstrafe verurteilt
Ganz anders war das beim 55-jährigen Zeugen, der im ersten Verfahren als faktischer Geschäftsführer wegen nicht abgeführter Sozialbeiträge zu einer Haftstrafe von drei Jahren verurteilt worden war. Er machte klare Aussagen. „Ich würde sagen, wir haben immer versucht, alles gemeinsam zu machen”, schilderte der Zeuge die damalige Situation, die aus einer Freundschaft erwachsen war. Beide Männer hatten offenbar finanzielle Probleme und suchten nach einer Möglichkeit, aus ihrer Lage herauszukommen.
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Bei der Planung des Pflegedienstes und seiner rechtlichen Konstruktion sei der Angeklagte gleichberechtigt dabei gewesen. „Die wichtigen Gespräche haben wir alle zusammen geführt.” Der Zeuge bestätigte den Eindruck eines „Gemeinschaftswerks“, das der Vorsitzende Richter Andreas Behrens ins Spiel brachte. Der Zeuge schilderte auch, dass der Angeklagte später im Zusammenhang mit der Verwaltung und Organisation des Pflegedienstes „weniger Termine” gemacht habe, weil er noch andere berufliche Aktivitäten betrieb.
Pflegedienst soll Pflegekräfte aus dem Ausland beschäftigt haben
der jetzige Angeklagte seinen Lebensmittelpunkt auch damals in Norddeutschland hatte, bewohnte er in den Jahren der Zusammenarbeit offenbar ein Zimmer im Haus des 55-Jährigen in Menden und fuhr vor allem am Wochenende zurück zu seiner Familie. Die Freundschaft der beiden Männer reichte so weit, dass sie sich gemeinsam in einem Fitnessstudio in Iserlohn anmeldeten. Als „sehr dicke“ beschrieb der Zeuge die Qualität der Freundschaft. Für den Pflegedienst hätten die beiden Dienstreisen nach Zypern, Gibraltar und Breslau gemacht, wo eine Agentur die polnischen Pflegekräfte anwarb.
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