Soziales

Wo die Herkunft keine Rolle spielt

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Möglichst spielerisch soll das Wissen im zum Integrationskurs gehörenden Orientierungskurs vermittelt werden. Diesmal geht es auf eine einsame Insel.

Möglichst spielerisch soll das Wissen im zum Integrationskurs gehörenden Orientierungskurs vermittelt werden. Diesmal geht es auf eine einsame Insel.

Foto: IKZ

Iserlohn.   Bei „BUNT IST KULTur“ sitzen verschiedene Nationalitäten an einem Tisch.

„Respekt“, „Zusammenarbeit“, „Verständnis“, „Arbeitsteilung“ – dies sind nur einige der Wörter, die auf einem A3-Plakat zu lesen sind. Diese Werte wollen die künftigen Bewohner einer dann nicht mehr einsamen Insel für ihr Zusammenleben nutzen, da sind die Frauen und der Mann sich schnell einig. Doch bereits bei der Frage, wer denn das grundsätzliche Sagen haben soll, entsteht zwischen jeweils zwei Griechinnen und Russinnen, einer Ägypterin, einer Türkin, einer Marokkanerin und einem Nepalesen eine Diskussion.

Schulstoff aus fünf Jahrenbinnen zwei Wochen lernen

Und genau das ist das Ziel. Denn die Gruppe, die derzeit den zum Integrationskurs gehörenden Orientierungskurs bei den Euro-Schulen besucht, soll möglichst spielerisch die politischen und rechtlichen Grundlagen Deutschlands kennen lernen. „Sie müssen quasi den Schulstoff von fünf Jahren Sozialkunde-, Politik- und ähnlichem Unterricht in zwei Wochen schaffen“, erklärt Lorina-May Sauer vom Caritas-Verband. Sie und AWo-Mitarbeiter bieten ergänzend zum Kursprogramm der Euro-Schulen Workshops an und gestalten eben auch den Orientierungskurs mit seinen eigentlich recht trockenen Inhalten möglichst abwechslungsreich und anschaulich.

Neben der spielerischen Vermittlung von Wissen und dem damit verbundenen Deutsch-Training gibt es beispielsweise auch Malkurse. Alle Angebote finden statt unter dem Dach des Projektes „BUNT IST KULT­ur“, das sich vornehmlich an Menschen mit Migrationshintergrund aus nicht europäischen Ländern richtet. Bei den Malkursen beispielsweise nutzen die Teilnehmer oft auch die Chance, einfach einmal raus zu kommen, Kontakte mit anderen Menschen zu pflegen. Und dass die bisherigen Laien am Ende beeindruckende Kunstwerke hervorzaubern, ist der angenehme Nebeneffekt, der auch noch das Selbstwertgefühl stärkt. Lorina-May Sauer erklärt: „Anfangs kommen sie meist ganz ohne Idee, machen alles genau nach Anleitung. Später bringen sie schon Foto-Vorlagen auf dem Handy mit und zeichnen sie eigenständig ab.“

Fast alle haben eineabgeschlossene Ausbildung

Was die eingangs erwähnten Schiffbrüchigen auf der einsamen Insel angeht, so sind zweierlei Dinge beachtlich: Fast jeder der Teilnehmer hat eine abgeschlossene Berufsausbildung, viele sind Lehrer. Trotz der kurzen Zeit in Deutschland, durchschnittlich eineinhalb Jahre, sind die Sprachkenntnisse weit vorangeschritten. Ob Griechin oder Nepalese: Alle wollen möglichst schnell arbeiten, möglichst natürlich im erlernten Beruf. Das deutsche Versicherungssystem gefällt den Menschen mit Migrationshintergrund, und die meisten von ihnen schätzen die Politik hierzulande besser ein als in ihrer Heimat.

Religiöse Unterschiede spielen zumindest keine große Rolle: Auf die Frage, ob die Muslima denn beispielsweise fünf Mal am Tag beten dürfen, wenn sie sich auf der einsamen Insel befinden, antworten alle unisono: „Ja, selbstverständlich!“

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