Letmathe. Die Hohenlimburger Kalkwerke wollen ihre Existenz sichern, die Letmather Bürgerinitiative aber fürchtet Schäden für Mensch und Natur. Am 30. September entscheidet das Oberverwaltungsgericht.
Gespannt blickt man in Letmathe und im Rathaus Iserlohn auf den Termin am 30. September beim Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster. Wird in der Verhandlung bestätigt, dass am Ahm kein Kalkstein abgebaut werden darf? Oder tritt die Wende ein und die Hohenlimburger Kalkwerke bekommen freie Bahn für ihre Erweiterungspläne? In erster Instanz hatte die Stadt Iserlohn am Verwaltungsgericht Arnsberg gegen die Genehmigungsbehörde, das Umweltalt der Stadt Hagen, gesiegt. Jetzt steht die Berufung an.
Im Laufe der letzten Monate gab es einen regen Schriftwechsel zwischen den Beteiligten und dem Gericht. „Fünf dicke Hefter liegen bei mir auf dem Schreibtisch“, sagt Rechtsamtsleiter Stefan Bartels, der die Stadt Iserlohn vertritt.
Bartels geht davon aus, dass sich das Oberverwaltungsgericht sehr viel Zeit nehmen wird, die Streitfrage gründlich zu prüfen. Und er rechnet damit, dass es neben verfahrensrechtlichen Erwägungen im Wesentlichen um folgende Streitfrage gehen wird: Dürfen die Kalkwerke für den Gesteinsabbau Grundstücke nutzen, die derzeit im Regionalplan nur als „Reserveflächen“ ausgewiesen sind? Oder muss erst einmal abgewartet werden, ob der Regionalrat durch entsprechenden Beschluss diese „Reserveflächen“ auf Letmather Gebiet sozusagen freigibt?
Auch für Dr. Christian Lange, Geschäftsführer der Hohenlimburger Kalkwerke ist der Regionalplan der Dreh- und Angelpunkt. Seiner Ansicht geht es um die Darstellungsgenauigkeit: Müssen die fraglichen Flächen in diesen Plänen wirklich parzellengenau eingezeichnet sein?
„Die Entscheidung des Gerichts ist für uns von existenzieller Bedeutung“, betonte Dr. Lange am Mittwoch im Gespräch mit der Heimatzeitung. „Um unsere Zukunft zu sichern, brauchen wir einen Horizont von 25 Jahren.“ Dafür sei der geplante Abbau am Ahm unverzichtbar.
„Wir könnten in Letmathe 10 bis 15 Jahre später beginnen“
Allerdings sieht der Geschäftsführer eine Chance, den Abbau in Letmathe aufzuschieben. „Wir könnten zehn bis 15 Jahre später in Letmathe anfangen, wenn wir die Genehmigung für die sogenannte Klinke bekommen.“ Mit Klinke ist ein etwa 4 Hektar großer Waldstreifen auf Hohenlimburger Seite gemeint, der wie eine Klinke in den vorhandenen Steinbruch hineinragt und von den Kalkwerken kürzlich erworben wurde. Hierfür soll eine Abbauerlaubnis beantragt werden, ein Scopingtermin hat schon stattgefunden.
Von solchen Perspektiven lässt sich die Bürgerinitiative (Motto: „Lieber Ahm dran als Ahm ab“) nicht beeindrucken. Sie will sich weiter für den langfristigen Erhalt des Ahm als Natur- und Erholungsgebiet einsetzen . „Wir haben über 1000 Mitglieder und einen Großteil der Letmather Bevölkerung hinter uns“, sagte der 2. Vorsitzende der Bürgerinitiative, Burkhard Flanz, am Mittwoch zur Heimatzeitung. „Und wir freuen uns über den großen Rückhalt bei den Iserlohner Politikern“.
„Schauen Sie mal am Ahm, wie viele Menschen dort die frische Luft und die Natur genießen,“ betonte Flanz. „Das muss erhalten bleiben. Wir wollen hier nicht jahrelang Dreck und Lärm und ein riesengroßes Loch.“ Um dies zu unterstreichen, werde die Bürgerinitiative mit einer Abordnung im Zuhörerraum des Gerichts vertreten sein.
Die Kalkwerke sehen dagegen die Auswirkungen des Abbaus für Mensch und Natur als vertretbar an und verweisen darauf, dass man schon in den 60er Jahren gewusst habe, dass am Ahm Kalk abgebaut werden soll. Die HWK sind Mitglied der Letmather Werbegemeinschaft und sponsern Letmather Vereine. Gerne weisen sie auf die Bedeutung der Rohstoffgewinnung für die Zukunft hin. Dr. Lange: „Der Beton und der Asfalt, der jetzt der am Lennedamm verbaut wird, kommt aus Hohenlimburg.“
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