Letmathe. Die Bürgerinitiative „Rettet den Ahm“ ist in Aufruhr wegen der geplanten Stromtrassenänderung durch die Amprion GmbH.
Die Bürgerinitiative „Rettet den Ahm“ ist alarmiert: Vorsitzende Monika Langmann und ihre Mitstreiter befürchten, dass die Erweiterung des Steinbruchs der Hohenlimburger Kalkwerke (HKW) auf Iserlohner Stadtgebiet durch die Hintertür forciert werden soll. Was die Naturschützer aufgerüttelt hat, sind die Pläne der Dortmunder Amprion GmbH für eine Höchstspannungsleitung zwischen Dortmund-Kruckel und Dauersberg in Rheinland-Pfalz, die Letmathe am westlichen Rand von Hohenlimburg aus durchqueren, am östlichen Rand des Steinbruchs nach Süden verlaufen und dann auf Höhe von Oege die Lenne überqueren soll.
Deutet die geplante Änderungauf geheime Absprachen hin?
Von Dauersberg aus führt die Trasse weiter bis ins Rhein-Main-Gebiet, dieser südliche Teil ist bereits fertig. Ursprünglich war vorgesehen, den Abschnitt A2 (vom Umspannwerk Garenfeld bis zum Ochsenkopf) der Leitung für die Übertragung von Strom mit Spannungen von bis zu 380 Kilovolt direkt an der jetzigen Abbruchkante des Kalkbruchs entlang zu führen. Wie berichtet hat Amprion diese Planung modifiziert, stattdessen soll mit den Leitungsmasten ein großzügiger Bogen um den Steinbruchrand gezogen werden, der nach Nordosten näher an die Wohnbebauung rücken würde.
Die GmbH will sich mit diesem Vorgehen gegen eine mögliche Erweiterung des Steinbruchs wappnen, die eine nachträgliche Versetzung von Masten nach sich ziehen würde. Als eine reine Vorsichtsmaßnahme könnte man dieses Verhalten interpretieren. Die Bürgerinitiative Ahm befürchtet jedoch, dass die Konzernführung mehr weiß, als bislang öffentlich bekannt ist – so wie auch die Pläne zur Trassenänderung nicht auf dem Bereich der Amprion-Webseite für die Höchstspannungsleitung dargestellt ist.
„Es ist ein Skandal, dass den Menschen hier in Letmathe noch im Sommer 2018, bei dem Bürgerinfomarkt in der Realschule Letmathe dargelegt wurde, dass die Leitung im Bereich Ahm so bleibt wie bisher. Lediglich ein Mastaustausch war geplant“, empört sich Monika Langmann.
Breites politisches Bündnisgegen eine Erweiterung
Erst durch Berichte in der Heimatzeitung und eine Anfrage der CDU-Fraktion an die Bezirksregierung Arnsberg habe die Bürgerinitiative davon erfahren, dass Amprion mit einer neuen Trassenführung die Steinbrucherweiterung umgehen will – die es nach mehrheitlichem politischem Konsens gar nicht geben solle. Die Vorgehensweise, die sich dabei andeute, passe weder in die heutige Zeit noch zu demokratischen Prinzipien, so die Vorsitzende der Initiative weiter. „So wird Bürgerfrust erzeugt! Das ist ein Schlag ins Gesicht aller, die sich ehrenamtlich engagieren.“
Das Planfeststellungsverfahren zur Stromtrasse soll erst im Frühjahr 2021 beginnen, die Weichen für die Erweiterung des Steinbruchs könnten aber schon auf der nächsten Sitzung des Regionalrats am Donnerstag gestellt werden, befürchtet die Bürgerinitiative. Denn in einem Papier der Planungskommission des Regionalrats zur Neuaufstellung des Regionalplans ist die Steinbrucherweiterung aufgeführt. Diesen sogenannten Erarbeitungsbeschluss hat die Kommission vergangenen Donnerstag gefasst.
Die Fraktionsgemeinschaft von FDP und Grünen im Regionalrat hatte beantragt, die Reservefläche auf Iserlohner Stadtgebiet bei den Planungen nicht weiter zu verfolgen und stattdessen ein ökologisches Schutzgebiet für den Ahm festzulegen. Diesem Ansinnen haben Vertreter weiterer Fraktionen beigepflichtet. „Für die große Unterstützung in den letzten Jahren, insbesondere auch durch die Stadt Iserlohn sind wir sehr dankbar“, betont Monika Langmann, die gleichwohl in größter Sorge ist.
Denn es wäre nicht das erste Mal, dass am politischen Willen vorbei Raubbau an der Natur betrieben werde – was eine Bürgerinitiative in Balve-Eisborn verhindern konnte: „Wir freuen uns für die aktiven Mitstreiter in Eisborn. Ihnen ist es frühzeitig gelungen, die Bedeutung der Flächen als Biotop nachzuweisen. Bei uns hat der Flächeneigentümer ,Tabula rasa’ gemacht und die Natur niedergewalzt, bevor Biotope amtlich dokumentiert werden konnten“, erklärt Langmann.
Die Bürgerinitiative „Rettet den Ahm“ zählt derzeit 980 Mitglieder, die sich seit mehr als zehn Jahren für den Erhalt der Naturlandschaft im Bereich des Ahm einsetzen. „Wir tun dies auch für unsere nachfolgenden Generationen“, betont die Vorsitzende: „Um nicht irgendwann zu hören: ,Wie konntet ihr?’“
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