Siegen. Tristan Kunkel erzählt von Klaus vom Nordpol, Melissa Arda über Angst. Christopher Rott widmet sich selbst ein Heldenepos – und der Sieger des Abends spricht vom Kuckuck „Captain Muck“.
Das Leben ohne Smartphone, ein Heldenepos über „Captain Latin“ und eine vegane Version von Goethes „Zauberlehrling“ – auch der 47. Siegener Poetry Slam hatte viele gute Geschichten zu bieten. Am Sonntagabend traten acht junge Nachwuchspoeten im voll besetzten Lyz auf. Denn schon lange ist der Siegener Poetry Slam kein Geheimtipp mehr – bereits seit rund 14 Jahren sorgt er immer wieder für gut gefüllte Säle.
„Ihr müsst so geil auf Kunst sein, wie ihr nur könnt“, sagte der Moderator Olaf Neopan Schwanke zu Beginn des Abends. Wie bei jedem Siegener Poetry Slam bestimmte er innerhalb von ein paar Minuten die Jury, die die Poeten mittels Karten von eins bis zehn bewertet. Das sei ein bisschen „wie den Hausmeister zu spielen und den Schlüssel zu haben“, sprich die Macht zu besitzen, erklärte der Moderator.
Der Siegener Tristan Kunkel machte mit seiner Geschichte über „Klaus“ den Anfang. Der kommt vom Nordpol, hat Rentiere vor seinem Wagen und gerät damit in eine Polizeikontrolle. Als Klaus eine Zuckerstange aus seiner Tasche holen möchte, wird er erschossen – die Polizisten dachten, er würde zu einer Waffe greifen. „Wollen wir sehen, wer dieses Jahr die Geschenke bringt“, heißt es in der Geschichte abschließend. Skog Ogvann kann mit einem Gedicht begeistern, indem es um die Sprache selbst geht. „Es mag dir nicht so wichtig sein, aber willkommen schreibt man klein“, sagt dort ein Greis. Er trifft auf einen Jungen, der das nur „jou, Alter, krass“ findet.
Melissa Arda aus Siegen spricht über Angst. „Ich bin ängstlich, aber das seid ihr auch“, heißt ihr Fazit. Mit Mut könne man diese Angst aber überwinden. Leise und nachdenklich sind manche Texte, andere lustig und unterhaltsam. Oft gibt es diese „da ist was Wahres dran“-Momente bei den Zuschauern.
Drei Slammer im Finale
Christofer Rott aus Herne alias „Christofer mit F“ kämpft in seinem „Heldenepos über sich selbst“ als Lateinstudent und „Captain Latin“ gegen den schlechten Ausdruck. Leticia Wahl aus Marburg spürt in ihrem Liebesgedicht „nur noch Wegness“, seitdem ihr Freund weg ist. Sein inneres Tier – den „Kölner“ – versucht Eric Jansen in seinem Beitrag zu bändigen. Am Ende wird er allerdings doch davon überwältigt: „Da sind wir dabei, das ist prima“, heißt es im Kölschen-Karneval-Modus beim Verlassen der Bühne. Jan Schmidt aus Hilchenbach plagen hingegen die Zukunftsängste, denn als zukünftiger Lehrer müsse er „jeden Tag mit diesen kleinen Drecksblagen verbringen“.
Ins Finale ziehen mithilfe der Jury-Wertungen Leticia Wahl, Skog Ogvann und Oscar Malinowski ein. Während Leticia Wahl den „Zauberlehrling“ adaptiert, indem ein veganer Metzgerlehrling „hacken, hacken und vollstrecken“ muss, erzählt Skog Ogvann die Geschichte des Kuckucks „Captain Muck“. Er bekommt den meisten Applaus und wird so Sieger.
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