Wärmewende

Fernwärme: Wohl drei Mal so viele Hausanschlüsse möglich

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Scholz: FDP und Grüne sollen Heizungsstreit beilegen

Scholz: FDP und Grüne sollen Heizungsstreit beilegen

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die am Heizungsstreit beteiligten Akteure der Ampel-Koalition "dringend gebeten", die Auseinandersetzungen "in den nächsten Wochen" zu beenden. Streit sei aber normal "nach Jahren des Stillstands", sagte Scholz.

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Berlin  Fast die Hälfte aller deutschen Haushalte könnte mit Fernwärme geheizt werden, sagt die Branche. Es brauche jedoch Planungssicherheit.

Bei der Fernwärme wäre wohl bis 2050 eine Verdreifachung der Anzahl der Haushalte mit Wärmenetzanschluss möglich. Das hat nun die Fernwärmebranche bekannt gegeben. "Dazu benötigen die Unternehmen allerdings Planungssicherheit und geeignete Förderbedingungen", sagte der stellvertretende Geschäftsführer des Fachverbandes AGFW, John Miller.

Derzeit würden rund 6 Millionen der 43 Millionen Wohnungen mit Fernwärme beheizt. Perspektivisch wolle man auf 18 bis 20 Millionen kommen, vor allem in Mehrfamilienhäusern in den Städten und dicht besiedelten Gebieten. "Fernwärme ist der Schlüssel für das Thema klimaneutrale Städte in Deutschland. Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt, da die Weichen zu stellen."

Fernwärme-Infrastruktur ermöglicht Anschluss an erneuerbare Quellen

An Fernwärme-Infrastruktur könne man sehr viele erneuerbare Quellen und Technologien anschließen, die bis 2045 die Klimaneutralität der Wärmenetze ermöglichen würden, betonte Miller. Als Beispiele nannte er Großwärmepumpen, Geothermie, Solarthermie, Biomasse oder Abwärme aus Industrie oder Rechenzentren.

Er hob in diesem Zusammenhang die Hebelwirkung einer Umstellung auf erneuerbare Energien hervor. Würde etwa ein mit Kohle befeuertes Heizkraftwerk dann mit klimaneutralen Brennstoffen betrieben oder durch klimaneutrale Technologien ersetzt, hätten mit einem Mal Tausende Wohneinheiten den Brennstoff gewechselt.

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Verband kritisiert Zeitplan des Heizungsgesetzes

Miller äußerte sich positiv über den Stellenwert, der den Wärmenetzen in den geplanten Gesetzen zur Gebäudeenergie und zur kommunalen Wärmeplanung eingeräumt werde. "Wir sind froh, dass die Politik jetzt ein Stück weit aufgewacht ist und den Fokus auf Fernwärmenetze gelegt hat."

Kritik übt der Verband an dem im Gebäudeenergiegesetz vorgesehenen Zeitplan, bestehende Wärmenetze bis 2030 auf mindestens 50 Prozent erneuerbarer Wärme oder Abwärme umzustellen. "Dies pauschal für alle Wärmenetze zeitlich festzulegen, halten wir für keine gute Idee", sagte Miller. Der Verband fordert längere Übergangsfristen und deutlich mehr Fördermittel insbesondere für das Programm "Bundesförderung für effiziente Wärmenetze" (BEW).

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In Deutschland gibt es nach AGFW-Angaben rund 3800 Fernwärmenetze, die von rund 500 Unternehmen betrieben werden. Der AGFW bezeichnet sich selbst als "Energieeffizienzverband für Wärme, Kälte und Kraft-Wärme-Kopplung". Rund 640 Unternehmen sind Mitglied, darunter die meisten Fernwärmeanbieter. (csr/dpa)

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