Kolumne

Jasis Woche: Ab die Post – und zwar dalli, bitte

| Lesedauer: 3 Minuten
Jacqueline Siepmann schreibt Jasis Woche.

Jacqueline Siepmann schreibt Jasis Woche.

Foto: Lars Heidrich / FUNKE Foto Services

Immer wieder klagen Leute darüber, das sie selten Post bekommen. Oder sehr verspätet. Unsere Kolumnistin kann auch eine Geschichte dazu erzählen.

Mein Mann hatte kürzlich Geburtstag, das muss Sie nicht weiter kümmern, aber nachträgliche Grüße richte ich natürlich gerne aus. Danke dafür!

Mein Mann bekam reichlich Gratulationen und gute Wünsche, persönlich, am Telefon, per SMS, per Mail. Was an diesem Tag nicht kam, war Post. Also Briefe. Das wäre einerseits nicht verwunderlich, die Formen und Wege der Kommunikation haben sich in den vergangenen Jahren doch deutlich diversifiziert, auch wenn sich mein Mann einer so neumodischen Erfindung wie Whatsapp beharrlich verweigert. Andererseits haben wir einige Leute im Verwandten- und Bekanntenkreis, die sehr treu und zuverlässig an der Tradition festhalten, Geburtstagskindern jeden Alters wohlmeinende handgeschriebene Worte auf kunstvoll gestalteten Karten mit auf den Weg ins neue Lebensjahr zu geben. Das ist schön und sehr sympathisch, und ich kenne niemanden, der sich über diese beinahe altmodische Art der Wertschätzung nicht freuen würde. Weniger schön ist, wenn sie dann nicht ankommt. Oder jedenfalls nicht im erwarteten und erwartbaren Zeitrahmen.

In vielen Fällen ausbleibender Post weiß man womöglich noch nicht mal, was man verpasst hat an persönlich Erfreulichem oder faktisch Wichtigem. Bei Letzterem kommt im günstigsten Fall eine Mahnung, bei Ersterem ist man auf die Mithilfe der Absender angewiesen, die womöglich mal vorsichtig nachfragen, ob denn ihre Geburtstagspost wohl angekommen sei. So wie bei uns. Nö, ist sie nicht. Leider.

Ist sie dann aber doch. Glückwunschbrief 1 brauchte für die 25 Kilometer Luftlinie zwischen Abwurf in der einen und Ankunft in der anderen Ruhrgebietsstadt von Donnerstag- bis zum nächsten Dienstagmittag. Glückwunschbrief 2 für die Reise innerhalb unserer Stadt noch einen Tag mehr. Viel länger dürfte die Zustellung per Postkutsche anno dazumal auch nicht gedauert haben.

Die Lösung: Post am besten persönlich ausliefern

Vielleicht sollte man Absendern von Briefen und Karten im Umkreis von, sagen wir mal, 30 Kilometern grundsätzlich raten, ihre Postsendungen am besten persönlich auszuliefern. Das geht im Zweifelsfall schneller, selbst mit Bus und Bahn, und man könnte sie dann sogar noch auf einen geselligen Kaffee einladen (nun gut, streng genommen könnte man dann auch auf die Post verzichten, aber sie wäre in jedem Fall ein guter Grund für persönliche Begegnungen).

Aber man will ja nicht nur meckern. Es gab nämlich noch Glückwunschbrief Nummer 3. Und der ist zwei Tage VOR dem Geburtstag angekommen. Das verbessert den Schnitt natürlich erheblich.

In diesem Jahr haben sich übrigens schon 30.000 Menschen bei der Bundesnetzagentur darüber beschwert, dass Briefe bei ihnen verspätet oder gar nicht ankommen, hat die Nachrichtenagentur dpa neulich vermeldet. Angesichts der Millionen von Postsendungen, die – papierloses, digitales Zeitalter hin oder her – immer noch unterwegs sein dürften, klingt das nach wenig, es sind aber jetzt schon doppelt so viele wie im gesamten Jahr 2021. Dabei sind wir in der Rechnung noch nicht mal dabei, wir haben uns nämlich nicht beschwert, zwei Briefe, das ist ja zu pillepalle, war ja womöglich nur ein kurzfristiger Engpass, der an der Verzögerung schuld war. Obwohl: Wann haben wir, von den verspäteten Gratulationen mal abgesehen, eigentlich zuletzt Post im Briefkasten gehabt? Ist das nicht schon auffällig lange her? Ich muss das unbedingt recherchieren ...

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