Kolumne

Jasis Woche: Eine echte Modeerscheinung

| Lesedauer: 3 Minuten
Jacqueline Siepmann schreibt Jasis Woche.

Jacqueline Siepmann schreibt Jasis Woche.

Foto: Lars Heidrich / FUNKE Foto Services

Die Farbe Schwarz gilt bei Kleidung als zeitloser Klassiker, in Pink soll man jünger wirken. Unsere Autorin fragt sich, was gerade in Mode ist.

Die Phase des anlasslosen Schwarz habe ich schon länger hinter mir gelassen. In meinen jüngeren Jahren galt es als schick, sich die Anmutung von französischen Intellektuellen der 1960er Jahre zu geben: gebildet, ernsthaft und stets in uni-dunkel gekleidet.

Nun, ich muss zugeben, ich war von meinem Naturell her schon immer eine Spur zu gut gelaunt, um sowas ernsthaft verkörpern zu können, aber dem Schwarz bin ich jahrelang treu geblieben, schon alleine deshalb, weil man in Nullkommanichts und ohne groß nachzudenken gut angezogen aussieht. Schwarz ist seit jeher ein Klassiker, da kann man gar nichts falsch machen. Nicht umsonst ist das „kleine Schwarze“ in die Modegeschichte eingegangen und bis heute ein, nun ja, „Evergreen“, bei dem eben nichts von der Silhouette ablenkt, wobei allerdings vorausgesetzt wird, dass man sie hat. Also: dieses Silhouette – und zwar in sehr, sehr schmal. In den meisten Fällen lässt sie sich auf Dauer so nicht halten.

Pastellig ist gerade in

Mit zunehmenden Alter läuft man überdies Gefahr, dass man von einem weniger nahestehenden Menschen mitleidig darauf angesprochen wird, ob man einen Trauerfall in der Familie habe. Spätestens zu diesem Zeitpunkt, ist es angezeigt, das Schwarz durch Farbhighlights ein wenig aufzulockern. Mit roten Turnschuhen oder einem gelben Schal sieht man jedenfalls deutlich weniger aus wie eine dieser greisen Witwen, die sich in Italien immer spätnachmittags auf der Piazza zum Plausch treffen.

Seit einigen Jahren sieht man allerdings einen neuen Trend: Je trister und dunkler die Welt da draußen wird, umso heller und greller werden die Stoffe, in die man sich hüllt. Man darf sie sogar zusammen tragen: der dezente „Ton in Ton“-Farbstil, der für meine Mutter modisches Gesetz war (in meiner Schwarzphase gab es mit sowas eh keine Probleme), ist längst passé. Inzwischen trägt man pink zu orange, knalltürkis zu grellgrün, rosa zu hellblau. Im Jahr 2023 geben Flieder, Pistazie, Lavendel und Mint, gerne auch im Farb- und Mustermix, den Ton an (wer nicht allzu streng zu sich selbst ist oder auf Stildiktate pfeift: nahezu alle anderen Farben gehen auch, Hauptsache bunt).

Schreiend bunt ist auch nicht verkehrt

Ich trage neuerdings übrigens auch pink (ganz nebenbei: die Farbe soll einen angeblich jünger wirken lassen). Weil ich neulich beim Aufbruch zur Arbeit in Eile und zu geizig war beim finalen Blick in den heimischen Spiegel im dunklen Flur das Licht anzumachen, warf ich mir zur pinken Oberbekleidung einen knallrot-orange gemusterten Schal über. Erst im gnadenlosen Tageslicht des Büros stellte ich fest, dass da eigentlich gar nichts zueinander passt. Zu spät. „Color blocking, das ist ja total in. Großartig!“, begeisterten sich die Kolleginnen.

In meiner Redaktion gelte ich jetzt als Modeikone. Ich glaube, nächste Woche komme ich mal wieder in Schwarz.

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